Angela Merkel "im Gespräch" Sorgentelefon-Mitarbeiter:innen schildern Dramatisches: "Der Vater geht einen trinken und dann eskaliert es"

Angela Merkel "im Gespräch": Sorgentelefon-Mitarbeiter:innen schildern Dramatisches: "Der Vater geht einen trinken und dann eskaliert es"
Sehen Sie im Video: Sorgentelefon-Mitarbeiter schildern im Video-Call mit Kanzlerin Merkel Dramatisches.






In ihrem Format "Die Bundeskanzlerin im Gespräch" hat Angela Merkel sich am Mittwoch mit Mitarbeiter:innen von Hilfs- und Krisentelefonen ausgetauscht. Dabei musste sich die Bundeskanzlerin so einiges anhören: Friedel Weyrauch, Ehrenamt DRK-Sorgentelefon: "Also in letzter Zeit, wir bekommen ja verstärkt Anrufe von Angehörigen, wo sich zu Hause die Situation zuspitzt. Die Wohnung ist so eng, die Kinder sind zu Hause, lernen, jetzt in der Corona-Zeit und Homeoffice. Und dann dreht der Vater durch und geht einen trinken, und dann eskaliert es. Und oft ist es so, dass ich dann dastehe und versuche, jemand ins Frauenhaus zu vermitteln. Aber es geht nicht, weil sie voll sind." "Oft stehe ich dann da, und ich nehme das jedes Mal mit, wenn... Ich bin genauso verzweifelt. Ich würde die gerne in den Arm nehmen, die Betroffenen. Aber das geht ja nicht." "Das war ja gedacht nur am Wochenende, und mittlerweile klingelt es jeden Tag. Und ich bringe es nicht fertig, nicht dran zu gehen." Angela Merkel, Bundeskanzlerin: "Das ist gut, aber es fordert Sie wahrscheinlich auch unglaublich, nicht?" Friedel Weyrauch, Ehrenamt DRK-Sorgentelefon: "Ja, manchmal könnte ich es an die Wand werfen, das Telefon." Angela Merkel, Bundeskanzlerin: "Nicht auch Sie noch!" Friedel Weyrauch, Ehrenamt DRK-Sorgentelefon: "Nein." Gabriela Piber, Telefonseelsorge Ravensburg: "Die Sorgen sind gestiegen. Wo vielleicht am Anfang der Pandemie eher so etwas wie eine Entlastungssituation da war, dass die, die einsam und isoliert sind, sagen: 'Oh, jetzt sind es andere', ist es jetzt im Grunde genommen über dieses Jahr hinweg zunehmend einfach belastender für die geworden. Das heißt, Einsamkeit, Isolation - wir rechnen so ungefähr mit einem Plus von 27 Prozent." "Und wir haben natürlich viele, die mit depressiven Stimmungen zu tun haben. Und ganz vorne ran auch das Thema natürlich, dass die Suizidalität gestiegen ist, sowohl bei Jugendlichen auch. Wir haben so ein Prozent von fast 17 Prozent." Benjamin Ochel, Berliner Krisendienst: "Beziehungskrisen von Schwierigkeiten in der Familie, von Verlusterfahrungen bis hin zu akuten, schweren psychatrischen Krisen, die dann auch eine Intervention erforderlich machen. Und bei uns ist die Erfahrung, dass diese Krisen natürlich alle auch weitergehen in der Pandemie. Also nicht alles, was bei uns ankommt, ist jetzt nicht wirklich Pandemie-fokussiert vom Inhalt her. Dass aber viele bestehende Krisen verschärft worden sind durch die Pandemie selber, aber vor allem auch durch die Veränderungen und durch die Maßnahmen." "Jetzt so in der zweiten Hälfte oder im letzten Drittel sehen wir vermehrt auch Menschen, die mit neuen psychischen Symptomen, Ersterkrankungen sich melden. Das sehen wir so als ein Zeichen für wirklich die Dauerbelastung. Sie haben das ja gerade auch gesagt, es dauert jetzt wirklich schon lange." Angela Merkel, Bundeskanzlerin: "Also ich sag mal, wenn ich jetzt gucke, wie unsere Haushaltssituation aussieht, das ist ja nicht gerade erfreulich, muss man sagen. Aber wir müssen dann gucken, dass wir dann nicht zu früh mit irgend so einem Kurs einsetzen, der dann alles abschneidet, sondern man muss dann weiter Hilfeleistungen auch anbieten. Das wird, glaube ich, ganz wichtig sein."
In ihrem Format "Die Bundeskanzlerin im Gespräch" hat sich Angela Merkel mit Mitarbeiter:innen von Hilfs- und Krisentelefonen ausgetauscht – und musste sich in der Debatte so einiges anhören.