CSU-Klausurtagung Friede, Freude, Stoiberkuchen

Fehlt der großen Koalition der Mut zu Reformen? Ist die CSU geschwächt? Wer soll den angeschlagenen Parteichef Stoiber beerben? Genau diese Fragen will sich die CSU in Wildbad Kreuth nicht stellen. Eben weil sie so dringend sind.

Wildbad Kreuth, Tagungsort der CSU, ist eigentlich bekannt für gnadenloses CDU-Bashing - ein Ritual, das ähnlich festgefügt schien wie der Bieranstich auf dem Oktoberfest. Doch dieses Jahr soll alles anders werden. Gerade weil die CSU harte Zeiten hinter (und vor) sich hat und nun in der Berliner Regierungsverantwortung steht, scheinen die Parteistrategen einen betont harmonischen Auftritt inszenieren zu wollen.

In jedem Fall bemühen sich die Partei-Granden, die Medien vorab mit positiven Nachrichten zu füttern. Zur Position Stoibers innerhalb der CSU sagte Verbraucherminister Horst Seehofer: "Stoiber ist und bleibt Ministerpräsident und unser Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2008. Ich unterstütze ihn dabei uneingeschränkt." Auch der CSU-Landesgruppenchef Ludwig Ramsauer erklärte sich dem Ministerpräsidenten solidarisch. Stoiber hatte durch seinen Zickzackkurs zwischen München und Berlin selbst enge Parteifreunde verprellt und für massiven Unmut an der Basis gesorgt. Ob er 2008 tatsächlich bei den Landtagswahlen kandididieren kann, darf bezweifelt werden.

In der Wählergunst aufgeholt?

Auch der Verlust von Wählersympathien soll schon wieder korrigiert sein. Nach einer Umfrage des Fernsehsenders Sat.1 käme die CSU auf 56 Prozent, wäre am nächsten Sonntag Landtagswahl. Nur 25 Prozent der Befragten erklärten, sie seien unzufrieden mit der bayerischen Regierung. Kurz nach Stoibers Rückkehr nach München lag die CSU bei Umfragen zum Teil unter 50 Prozent - und hätte damit die absolute Mehrheit verloren, die unter Christsozialen als eine Art politischer Erbpacht verstanden wird.

Auch die Rolle der CSU innerhalb der Union hat sich den Agenturmeldungen zufolge tiefgreifend gewandelt. CSU-Landesgruppenchef Ramsauer mahnte seine Partei vor der Tagung, nicht durch "Besserwisserei" aufzufallen. Es gelte vielmehr, eine konstruktiver Mittler in der großen Koalition zu sein. Die CSU müsse "den Brückenschlag dort herstellen, wo es für die CDU und SPD schwierig ist, zu gemeinsamen Lösungen zu kommen." So handzahm hatten sich die Christsozialen noch selten gegeben.

Die dreitägige Klausur in Wildbad Kreuth beginnt am Dienstag mit einer Diskussion mit Stoiber. Am Mittwoch ist der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, zu Gast, am Donnerstag der Ministerpräsident Baden-Württembergs, Güther Oettinger.

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DPA/AP/Reuters