Kein Comeback geplant: Deutschlands Ex-Umweltminister Norbert Röttgen strebt derzeit keine höheren Funktionen in der Politik an. "Ich konzentriere mich jetzt auf die Arbeit im Wahlkreis und im Parlament. Weiteres spielt erst einmal keine Rolle", sagte der 47-jährige CDU-Politiker der "Welt am Sonntag".
Röttgen hatte nach der Niederlage seiner Partei bei der Landtagswahl am 13. Mai in Nordrhein-Westfalen seinen Rückzug als Landesvorsitzender angekündigt. Kurz nach der Wahlschlappe hatte Kanzlerin Angela Merkel ihn auch als Bundesumweltminister entlassen - ein Ereignis, das Röttgen bis heute umtreibt. "Das kann man nicht abschütteln", gestand er. Man könne aber "den Blick nach vorne richten". Einen Rücktritt hatte Röttgen zuvor abgelehnt.
In den zurückliegenden sechs Monaten habe er "bittere Erfahrungen gemacht und Enttäuschungen erlebt, aber auch viel Zuspruch, Solidarität und Sympathie erfahren". Auf die Frage, ob er seit der Entlassung mit Merkel gesprochen habe, sage Röttgen lediglich: "Wir sitzen zusammen in Präsidium und Bundesvorstand der CDU."
Neuer Schwerpunkt: Außenpolitik
Derzeit konzentriert sich der Politiker nach eigenen Angaben "auf die Arbeit im Wahlkreis und im Parlament. Weiteres spielt erst einmal keine Rolle." Seine Entscheidung, sich der Außenpolitik zuzuwenden, sei "nicht Ausdruck einer Karriereplanung", sagte er. "Außenpolitische Themen, Fragen der Globalisierung, nicht zuletzt die Zukunft Europas - dies sind Themen, die mich immer interessiert haben und mit denen ich mich auch schon lange beschäftige."
In dem Gespräch mit der "Welt am Sonntag" äußerte sich Röttgen auch zu der bevorstehenden Präsidentenwahl in den USA. Sollte der Republikaner Mitt Romney Präsident werden, werde das kaum Auswirkungen auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen haben. "Es gibt in den transatlantischen Beziehungen eine Kontinuität über Regierungen hinweg", sagte der Parlamentarier. "Das hat sich schon beim Wechsel von Bush zu Obama gezeigt. Und das wäre jetzt auch nicht anders."
Die entscheidende Frage sei, wem es gelinge, die Polarisierung der politischen Landschaft in den USA zu überwinden. Da habe Romney "sicher keine schlechteren Karten" als Obama, so Röttgen. Der Ex-Minister, der nach seiner Entlassung im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages tätig ist, nannte die Spaltung der politischen Landschaft in den Vereinigten Staaten besorgniserregend. "Das politische System ist gelähmt", stellte Röttgen fest. "Eine Verfestigung der Blockade wäre mit der Führungsrolle Amerikas nicht vereinbar."