Der angekündigte Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wirft offenbar seine Schatten voraus: Im vergangenen Jahr ließen sich so viele Briten in Deutschland einbürgern wie noch nie in der Geschichte: Insgesamt 2865 von ihnen haben sich 2017 einen deutschen Pass ausstellen lassen, das sind 360 Prozent mehr als noch im Vorjahr, teilt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Die Statistiker äußern die naheliegende Vermutung, dass die hohe Zahl mit den Brexit-Plänen zusammenhängt. Offenbar wollen viele der hier lebenden Briten in Zukunft nicht auf die Unionsbürgerschaft verzichten, die unter anderem Freizügigkeit in der EU garantiert.
Die Einbürgerung können in der Regel nur diejenigen Ausländer beantragen, die schon zehn Jahre oder länger hierzulande leben. Von ihnen haben sich 3,9 Prozent der Briten einbürgern lassen - dieser Wert liegt im Mittelfeld der in der Statistik aufgeführten Länder. Das sogenannte ausgeschöpfte Einbürgerungspotenzial, also das Interesse von Briten, einen deutschen Pass zu bekommen, ist damit eher durchschnittlich, wie die Behörde schlussfolgert.
Einbürgerung: Zahlen steigen insgesamt an
Am höchsten ist das ausgeschöpfte Einbürgerungspotenzial bei in Deutschland lebenden Irakern: Fast zwölf Prozent der Menschen aus dem Irak, die zehn oder mehr Jahre hier leben, haben sich einbürgern lassen - insgesamt rund 3500 Menschen.
Die größte Gruppe von Neubürgern kommt aber wie üblich aus der Türkei mit rund 16.000 neuen Staatsangehörigen, gefolgt von Polen (6632) und der Ukraine (2048). Starke Zuwächse von Einbürgerungen gab es nicht nur bei den Briten, sondern auch bei Rumänen (+27,6 Prozent) und Serben (+33,7 Prozent).
Insgesamt haben im vergangenen Jahr rund 110.000 Menschen einen deutschen Pass bekommen, ein Plus von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
