Energie-Gipfel in Berlin Die Energiewende verstehen - 15 Knackpunkte

Kosten für die Bürger, Länder-Interessen, Ärger mit dem Nachbarn: Die Energiewende hakt an allen Ecken und Enden. Kanzlerin Merkel lädt am Abend zum Gipfel nach Berlin - um diese Punkte geht es.

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) heute Abend die Länderchefs zum Energiegipfel nach Berlin bitten, ist Streit programmiert. Der Atomausstieg ist beschlossen, daran soll sich auch nichts ändern. Doch Bayern wehrt sich gegen neue Stromtrassen und besteht auf die Förderung von Biogasanlagen. Nordrhein-Westfalen hingegen fordert Ökostrom-Rabatte für die Industrie, und die norddeutschen Bundesländer wollen keine Deckelung des Windkraft-Stroms hinnehmen. Das wichtigste innenpolitische Projekt der Großen Koalition wird zum Kraftakt: Eine Energiewende, die bezahlbar ist, den CO2-Ausstoß senkt und die Versorgungssicherheit nicht gefährdet.

15 Gründe, weshalb das Vorhaben so umstritten und auch kompliziert ist:

1. Die Kosten: Diese zahlen die Stromverbraucher. Die Ökostrom-Umlage und Rabatte für die Industrie belasten ihre Stromrechnungen.

2. Das Fördersystem:

Die Wirtschaft warnt vor Planwirtschaft und fordert ein Förder-Ende sowie Wettbewerb auch für Ökostrom-Erzeuger.

3. Die 20-Jahre-Garantie:

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Da Solar- und Windanlagen bisher 20 Jahre lang Vergütungen bekommen, kann der Strompreis erstmal nicht sinken.

4. Die soziale Schieflage:

Die Zahnarzthelferin zahlt über den Strompreis die Renditen für Solarpanele, die sich ihr Chef aufs Dach setzt.

5. Die Industrie:

Sie muss entlastet werden, damit niemand abwandert. Aber wie stark? Die Bürger müssen dadurch Mehrbelastungen schultern.

6. Der Zielkonflikt: Weniger Atomstrom führt dazu, dass mehr Kohlestrom produziert wird. Der CO2-Ausstoß ist 2012 und 2013 gestiegen.

7. Die Länder-Interessen:

Der Norden will mehr Windräder, der Westen fürchtet um seine Industrie, der Süden will mehr Gaskraftwerke.

8. Die Stromnetze:

Große Nord-Süd-Trassen werden gebraucht, sonst gibt es im Norden viel zu viel Strom. Aber die Bürger protestieren.

9. Die fehlende Steuerung:

Bisher können quasi unbegrenzt Ökoenergie-Anlagen gebaut werden - es fehlt oft an bedarfsorientierter Planung.

10. Das Grundlast-Problem:

Ohne Speicher sind wegen der je nach Wetterlage schwankenden Ökostrom-Produktion weiterhin viele Kraftwerke nötig.

11. Die Strombörse: Im Einkauf fallen dank viel Ökostrom die Preise - die Bürger spüren davon wegen der Umlagen beim Endpreis kaum etwas.

12. Der fehlende Markt:

Viele Kraftwerke rechnen sich nicht mehr - der mit viel Geld geförderte Ökostrom stellt den Markt auf den Kopf.

13. Die Überkapazitäten:

Wegen des rasanten Ausbaus wird oft zu viel Strom produziert. Nie wurde so viel Strom exportiert wie 2013.

14. Der Ärger bei den Nachbarn:

Polen lässt Netzsperren einbauen, auch andere Länder klagen über Preis- und Stromfluss-Unwuchten.

15. Der Wärmemarkt:

Im Wärmebereich hakt es besonders stark, auch beim Energiesparen - Gebäudesanierungs-Ziele werden kaum erreicht.

DPA
nck/DPA