Der 21 Jahre alte mutmaßliche Bombenleger, der der Polizei am frühen Samstagmorgen in Kiel ins Netz ging, war in den vergangenen Wochen einer der beiden meistgesuchten Menschen in Deutschland. Der Libanese hatte zuletzt in einem eher heruntergekommenen Studentenwohnheim im beschaulichen Kieler Stadtteil Projensdorf nahe der Universität gewohnt. Dort errinert im 1. Stock des Hauses noch das Klingelschild mit der Aufschrift "Youssef" an den Libanesen. Gemeinsam mit einem noch flüchtigen, etwa gleichaltrigen Komplizen soll der Student verantwortlich sein für die fehlgeschlagenen Terroranschläge auf Regionalzüge nach Koblenz und Hamm vor knapp drei Wochen.
Als "Bombenleger mit dem Fußballtrikot" war der Libanese wegen seines Auftretens auf den Videobeweisen vom Kölner Bahngleis bekannt geworden. Der Student der Mechatronik (Mischung aus Elektro- und Informationstechnik sowie Maschinenbau) war nach Angaben der Bundesanwaltschaft im September 2004 nach Deutschland eingereist, seit Februar 2005 ist er in Kiel gemeldet und im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis. Stundenlang hatten Polizisten nach der Festnahme seine Wohngemeinschaft und eine angeschlossene Werkstatt durchsucht.
Gefesselt und im weißen Overall
Nach den bisherigen Ermittlungen wollte sich der dunkelhaarige 21-Jährige "absetzen", wurde aber kurz zuvor beim Anti-Terror-Einsatz am Kieler Hauptbahnhof geschnappt. Unklar ist bislang, welche Region oder welches Ziel der Mann bei seiner Flucht anvisiert hatte. Nach Medienberichten war er in Kiel als streng gläubiger Muslim aufgetreten, der oft einen Kellerraum des Studentenwohnheims zum Beten aufgesucht haben soll. Außerdem sollen Nachbarn berichtet haben, der bislang unauffällige Student sei vor kurzem in seiner libanesischen Heimat gewesen, weil sein Bruder dort bei einem Raketenangriff ums Leben gekommen sei. "Kein Kommentar", hatte die Bundesanwaltschaft dazu gesagt.
Der in Kiel festgenommene Bombenleger wurde am Sonntag bereits mit einem Polizeihubschrauber nach Karlsruhe geflogen und dort dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Nach einem Zwischenstopp landete die Maschine mit dem 21-Jährigen am frühen Sonntagnachmittag auf dem Gelände des Bundesgerichtshofes. Gefesselt und in weißem Overall der Spurensicherung wurde der Libanese in das Gebäude geführt.
Haftbefehl erlassen
Am frühen Sonntagabend dann wurde gegen den in Kiel festgenommenen mutmaßlichen Kofferbomben-Leger Haftbefehl erlassen. Dem 21-jährigen Libanesen Yussef Mohamad werde Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und versuchter Mord in einer Vielzahl von Fällen mit gemeingefährlichen Mitteln vorgeworfen, teilte die Generalbundesanwältin in Karlsruhe mit. Der Student sei dringend verdächtig, zusammen mit noch unbekannten weiteren Mitgliedern einer terroristischen Vereinigung versucht zu haben, am 31. Juli zwei zeitlich abgestimmte Anschläge auf Regionalzüge in Dortmund und Koblenz zu verüben. Der Tatverdacht ergebe sich aus Videoaufnahmen sowie DNA-Spuren, die dem Beschuldigten zugeordnet werden konnten.
DPA/Reuters/kbe