Kai Wegner "Deutsch sprechen, das ich in der Schule gelernt habe": Berlins neuer Bürgermeister will aufs Gendern verzichten

Berlins neuer Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) heizt die Debatte ums Gendern neu an 
Berlins neuer Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) heizt die Debatte ums Gendern neu an 
© John MacDougall / AFP
Berlins neuer Regierender Bürgermeister Kai Wegner will, "dass die Sprache der Verwaltung verständlich ist". Geschlechtergerechte Sprache (Gendern) mache es vielen Menschen unnötig schwer, meint der CDU-Politiker.

24 Tage ist der neue Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner im Amt – und hat nun in der "Bild am Sonntag" darüber gesprochen, was er in der Hauptstadt angehen möchte.

Neben mehr Sicherheit und Sauberkeit, einem verstärkten Vorgehen gegen die "Klimakleber" und der Bekämpfung der sogenannten Clan-Kriminalität will der neue Chef im Roten Rathaus auch die Kommunikation der Berliner Verwaltung angehen – und die geschlechtergerechte Sprache (Gendern) womöglich wieder zurückfahren.

Kai Wegner will "verständliche" Sprache

"Mir ist wichtig, dass die Sprache der Verwaltung verständlich ist. Jeder kann privat sprechen, wie er möchte. Aber ich möchte gern das Deutsch sprechen, das ich in der Schule gelernt habe und das alle verstehen", sagte der CDU-Politiker dem Blatt auf die Frage, ob die Berliner Verwaltung weiter gendern müsse. Deutlich "ja" oder "nein" antwortete der 50-Jährige nicht.

Ihm gehe es unter anderem um Migrantinnen und Migranten. "Wir erwarten ja auch von Menschen, die nach Deutschland kommen, dass sie Deutsch lernen, und gerade die Behörden sollten es ihnen nicht unnötig schwer machen." Ob Wegner vor diesem Hintergrund auch die Verwaltungskommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern von Behördendeutsch und juristischen Fachbegriffen befreien will, ist nicht bekannt.

Das Ansinnen des Regierenden ist offenbar schon in der Verwaltung angekommen. Während die Abteilung Frauen und Gleichstellung der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung sich bislang für das Ziel der geschlechtergerechten Sprache einsetzte und in vielen Veröffentlichungen gegendert hatte, hieß es von dort nun: "Aktuell führen wir Anpassungen an unserem Internetauftritt durch, um den aktuellen Senatsumbildungen gerecht zu werden."

CDU hatte Gendersprache Kampf angesagt

Allerdings: So ganz auf geschlechtergerechte Sprache werden die Berliner Behörden nicht so ohne Weiteres verzichten können. Die Regelung der Gemeinsamen Geschäftsordnung für die Berliner Verwaltung schreibt in Paragraf zwei vor: "Die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern ist zu beachten."

Denkbar wäre beispielsweise in Zukunft der Verzicht auf Schreibweisen wie "Lehrer:innen", "Lehrer_innen" oder "Lehrer*innen" und das Zurückgreifen auf die Schreibweisen "Lehrerinnen und Lehrer", "Lehrende" oder "Lehrkräfte".

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Kai Wegner stellte im "Tagesspiegel" seine Äußerung aus der "Bild am Sonntag" klar. "Mir geht es nicht um Verbote. Es wird auch keine Rückabwicklungen in der Berliner Verwaltung geben", sagte er.  Vielmehr gehe es ihm um seine eigene Kommunikation.

Die CDU Berlin hatte in ihrem Programm zur Abgeordnetenhauswahl versprochen: "Wir werden dafür sorgen, dass die Berliner Verwaltung keine künstliche Gendersprache verwendet." Der Koalitionsvertrag mit der SPD trifft zu dem Thema keine Aussage.

Hinweis der Redaktion: Wegners Äußerung im "Tagesspiegel" wurde nachträglich ergänzt.

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