Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat dem früheren Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) in der Diskussion über dessen möglichen Wechsel zur Deutschen Bahn Rückendeckung gegeben. "Ich habe Ronald Pofalla als Chef des Kanzleramts erlebt. Er ist jemand, bei dem man ganz sicher nicht den geringsten Zweifel haben kann, dass er für Führungsaufgaben in vielen Bereichen herausragend qualifiziert ist", sagte Schäuble der "Rheinischen Post".
Die deutsche Regierungszentrale zu leiten, sei "nicht irgendeine Aufgabe. Viel größer geht es nicht in diesem Land", sagte Schäuble. Der Finanzminister sei damit das erste Regierungsmitglied, das Pofalla öffentlich gegen die massive Kritik an seinem mutmaßlich bevorstehenden Jobwechsel in Schutz genommen habe, schreibt die "Rheinische Post".
Wechsel von Politikern in die Wirtschaft gebe es in Deutschland noch viel zu selten, monierte Schäuble. "Unser Problem in Deutschland ist doch eher, wenn man sich unsere Nachbarstaaten oder die USA anschaut, dass es zwischen Politik und Wirtschaft eher zu wenig als zu viel Austausch gibt." Die Debatte um Pofalla trage "nicht gerade dazu bei, dass das in Zukunft besser wird", sagte Schäuble der Zeitung. Der Bahn-Aufsichtsrat wird sich am 30. Januar mit der Personalie befassen. In dem Gremium gibt es starke Vorbehalte gegen eine Berufung Pofallas in den Bahn-Vorstand, wo für ihn laut Medienberichten ein neuer Posten geschaffen werden soll.
Die Mehrheit der Deutschen fände es nach einer Umfrage nicht richtig, wenn der frühere Kanzleramtsminister in den Vorstand der Deutschen Bahn wechseln würde. In einer Emnid-Erhebung für das Magazin "Focus" äußerten 64 Prozent der Befragten diese Meinung. 19 Prozent hätten hingegen mit dem Wechsel des CDU-Politikers keine Probleme.
Klever CDU-Kreisvorstand fordert Erklärung
Wenig Freunde hat sich der Ex-Kanzleramtschef mit seiner Idee auch bei seiner Heimat-CDU gemacht: Die CDU im niederrheinischen Wahlkreis von Pofalla verlangt von ihm Aufklärung über seinen möglichen Wechsel. "Wir haben uns darauf verständigt, dass wir eine Erklärung fordern, damit wir unseren Mitgliedern Antworten geben können", sagte der Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Kleve, Günther Bergmann, am Freitagabend in Kalkar. Dort traf sich der Vorstand von Pofallas CDU-Heimatkreisverband zu einer Klausurtagung.
Pofalla selbst kam nicht zu dem Treffen. Bergmann sagte, Pofalla habe sich am Donnerstag in einem fast einstündigen Gespräch mit ihm beraten und das Treffen abgesagt. Informationen über seine berufliche Zukunft und darüber, ob Pofalla sein Bundestagsmandat niederlegen wolle, habe er nicht.