München Zehn Aktivisten der "Letzten Generation" verbringen Weihnachten hinter Gittern

Kleben fürs Klima: "Letzte Generation" blockiert Münchner Hauptverkehrsstraße
Sehen Sie im Video: "Letzte Generation" klebt sich am Stachus in München fest.




München, acht Uhr morgens am Karlsplatz/Stachus. Die Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation haben eine Aktion angekündigt. Ein Teil der Gruppe kommt mit der Tram an und wird direkt am Bahnsteig von der Polizei empfangen. Sie halten Plakate hoch, auf denen ihre Forderungen stehen und machen sich lauthals bemerkbar: „Es ist bald Weihnachten und ich kann da nicht einfach zusehen und schauen, wie wir alles verdrängen, was wir alle so gerne verdrängen würden.“ Die Aktion am Bahnsteig – ein Ablenkungsmanöver. Zwei Aktivisten schaffen es dann doch, sich auf der Sonnenstraße anzukleben. In München gilt noch bis zum 08. Januar 2023 eine "Allgemeinverfügung zur präventiven Gefahrenabwehr“. Im gesamten Stadtgebiet sind sämtliche Versammlungen, bei denen sich Teilnehmende auf der Straße festkleben, verboten, falls die sogenannte versammlungsrechtliche Anzeigepflicht nicht eingehalten ist. Für Aktivistin Aimee van Baalen ist das kein Grund, die Proteste zu beenden: „Wir machen hier eine Blockade, weil wir unglaubliche Angst davor haben, dass die Menschen, die wir lieben, später leiden werden. Und ja, es kann sein, dass die Menschen, die heute auf der Straße sitzen, dafür über Weihnachten im Gefängnis sein werden, aber das ist weniger schlimm, als wenn sie irgendwann mit ansehen müssen, wie ihre Familie oder ihre Freunde leiden. Wir sehen, dass die Bundesregierung gerade nicht unseren Schutz übernimmt und deshalb fordern wir sie auf, das Grundgesetz und die Verfassung einzuhalten und tatsächlich unsere Lebensgrundlagen zu wahren.“ Die Münchner Polizei hat nun angekündigt, der „Letzten Generation“ die entstandenen Kosten für den Polizeieinsatz in Rechnung zu stellen, wie Pressesprecher Andreas Franken erklärt: „Bezüglich des Bußgelds obliegt es der Landeshauptstadt München, als Kreisverwaltungsbehörde, das entsprechend zu verhängen. Kosten, die die Polizei geltend macht: Das beginnt bei 250 Euro und kann bis in den vierstelligen Bereich gehen.“ Ein weiterer Aktivist, der sich auf der Sonnenstraße ankleben wollte, wurde von der Polizei daran gehindert. Insgesamt waren am Dienstag rund 50 Beamte im Einsatz.
In München feiern zehn Jugendliche der "Letzten Generation" wohl Weihnachten und Silvester im Polizeigewahrsam. Ein Gericht hat angeordnet, dass sie dort bis zum 5. Januar 2023 bleiben müssen.

In München sind zehn Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation nach Blockadeaktionen in längerfristigen Polizeigewahrsam genommen worden. Das Amtsgericht überprüfte und bestätigte die Anordnung, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Die Aktivisten im Alter von 15 bis 18 Jahren müssen nun teilweise bis zum 5. Januar in Gewahrsam verbringen.

Die zehn hatten sich am Mittwoch auf einer Straße in der bayerischen Landeshauptstadt festgeklebt und dadurch den Verkehr blockiert. Damit verstießen sie gegen eine Allgemeinverfügung der Stadt, die bis zum 8. Januar Klebeproteste auf allen Straßen, die für Rettungseinsätze und sogenannte Gefahrenabwehrmaßnahmen besonders kritisch sind, sowie auf Autobahnen verbietet.

"Letzte Generation" plante weitere Aktionen

Den Angaben zufolge waren die nun in Gewahrsam genommenen Aktivisten bereits zuvor an ähnlichen Aktionen beteiligt, zudem hätten sie bis zum 5. Januar weitere durchführen wollen. Die Protestierenden wurden zudem wegen Nötigung und Verstoßes gegen die Allgemeinverfügung angezeigt. Ein Aktivist, der sich seit dem 6. Dezember in Gewahrsam befand, wurde hingegen am Mittwoch vorzeitig aus dem Gewahrsam entlassen.

"Dies ist eines der letzten Weihnachten, an dem wir uns noch besinnen und Verantwortung dafür übernehmen können, den zerstörerischen Kurs zu beenden", erklärte Judith Beadle, eine der Aktivistinnen, für die ein Gewahrsam bis zum 5. Januar angeordnet wurde. "Lieber verzichte ich jetzt auf ein Weihnachtsfest mit meinen Kindern, als zuzusehen, wie ihnen ihre Zukunft geraubt wird", ergänzte sie.

AFP
tkr