Der gescheiterte Hamburger SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann wird die Bürgerschaft verlassen und wieder als Herausgeber für die Wochenzeitung "Die Zeit" arbeiten. Dies habe Naumann in einem Brief an die Genossen erklärt, teilte die Partei mit. Demnach wird er sein Mandat am 15. Juni niederlegen.
Der frühere Kulturstaatsminister unter Bundeskanzler Gerhard Schröder habe seinen Schritt mit der Unvereinbarkeit eines Mandats bei gleichzeitiger Arbeit als politischer Journalist begründet. Er werde das Angebot annehmen, zur "Zeit" zurückzukehren, hieß es in der Mitteilung. In dem Brief bitte er die Mitglieder um Verständnis für diesen Schritt. "Ich habe Respekt vor seiner Entscheidung, nunmehr zu seiner Arbeit zurückzukehren, von der wir ihn als Sozialdemokraten im März vergangenen Jahres weggeholt hatten", sagte der Hamburger SPD-Landesvorsitzende Ingo Egloff.
Egloff dankte Naumann "für seinen großartigen Einsatz". Er habe in "einzigartiger Art und Weise den Wahlkampf für die Hamburger SPD geführt". Bei der Wahl am 24. Februar hatte die CDU zwar ihre absolute Mehrheit verloren, war aber wieder stärkste Partei geworden. Naumann hatte sein Mandat trotzdem angenommen. Die anschließenden Sondierungsgespräche zwischen CDU und SPD blieben erfolglos. Schließlich einigten sich Union und Grüne nach wochenlangen Verhandlungen auf eine Zusammenarbeit und damit auf die erste schwarz-grüne Landesregierung.
Dem NDR sagte Naumann, der sich nach Angaben des Senders derzeit in Washington aufhält, er habe sich nichts vorzuwerfen. Der Hamburger SPD habe er bis zum Schluss gedient. Zuvor hatte auch die "Hamburger Morgenpost" über Naumanns Rückzug berichtet. Die CDU war bei der Wahl auf 42,6 Prozent gekommen, die SPD unter Spitzenkandidat Naumann auf 34,1 Prozent, die Grünen auf 9,6 Prozent und die Linke auf 6,4 Prozent.