In dem kleinen Eifeldorf Herresbach in unmittelbarer Nähe des Nürburgringes ist es an diesem sonnigen Ostermontag fast gespenstisch ruhig. Nur vereinzelt gehen Spaziergänger durch die Straßen, die meisten bleiben im Haus. Das Eifeldorf ist erschüttert über das Schicksal eines seiner Mitbürger: Ein 25 Jahre alter Herresbacher ist einer der beiden Sicherheitsbeamten, die im Irak vermisst werden und vermutlich getötet wurden.
"Geschockt ist gar kein Ausdruck. Der ganze Ort ist gelähmt", sagt Irmgard Heinz, eine Nachbarin der Familie, die den Vermissten gut kennt, über die Reaktion in dem 400-Seelen-Örtchen. "Bei uns in der Mannschaft war er einer der wichtigsten Spieler", sagt sie mit Blick auf den begeisterten Fußballer. Die Vermutungen über sein Schicksal lassen sie "war" statt "ist" sagen. "Er war immer ruhig und besonnen", beschreibt sie tief betroffen den Nachbarsjungen.
Sie haben die Spiele für die nächsten Wochen abgesagt
Der Fußballplatz, auf dem der 25 Jahre alte Beamte der Spezialeinheit GSG 9 des Bundesgrenzschutzes (BGS) oft kickte, ist verwaist. "Sie haben die Spiele für die beiden nächsten Wochen abgesagt, glaube ich", sagt ein junger Mann im Vorbeigehen. Ein Fernsehteam wartet vergebens auf jemanden, der vor der Kamera etwas zu dem Schicksal des jungen Mannes sagen will, der seit einem viertel Jahrhundert in diesem Ort lebt. Oder lebte - doch noch gibt es keine offizielle Bestätigung, dass er tatsächlich tot ist.
Auch in der Dorfkneipe ist es fast menschenleer, ein einziger Gast sitzt am Tresen. "Wir alle wissen, was passiert ist", begründet die Besitzerin der Gaststätte die Leere. "Was soll man dazu sagen?", meint sie und zuckt hilflos mit den Schultern.
Er wollte demnächst heiraten
Der 25-Jährige habe in Kürze heiraten wollen, sagt der frühere Pfarrer der Gemeinde, Alois Richter. Er habe den in der Gemeinde "sehr gut integrierten" Grenzschützer am Sonntag im Ostergottesdienst in seine Fürbitte miteingeschlossen, sagt der Geistliche - auch wenn noch niemand im Ort eine offizielle Bestätigung habe, dass er nicht mehr zurückkehrt. "Die Leute, auch die Eltern, sind im Ungewissen. Aber es scheint ziemlich hoffnungslos zu sein", sagt Richter. Er habe den Jungen getauft und kenne ihn seit frühester Kindheit. Er sei auch Messdiener bei ihm gewesen, erzählt der Pfarrer bewegt.
Mit seiner Freundin habe der GSG-9-Mann aus der Eifel zuletzt in Bonn gelebt, doch beide wollten in Herresbach ein Haus bauen. "Das Grundstück hatten sie schon gekauft", sagt eine ältere Dame, ehe sie sich wieder abwendet. Aus Rücksicht auf die Familie des vermutlichen Todesopfers, die seit Tagen abgeschirmt von BGS-Beamten betreut wird, wollen die Herresbacher sich ebenfalls nicht öffentlich äußern. "Ein furchtbares Schicksal", heißt es einhellig in dem kleinen Eifelort.