Islamistische Terror-Verdächtige Fritz G. kann kein Blut sehen

  • von Rainer Nübel
Skurriles Detail der Ermittlungen gegen Fritz G., Kopf der festgenommenen Islamisten, die Anschläge gegen US-Einrichtungen vorbereitet haben sollen: Nach stern.de-Informationen kann der Verdächtige kein Blut sehen. Deswegen habe er seine Zivildienststelle gewechselt.

Fritz G. und seine mutmaßlichen Komplizen Adem Y. und Daniel S. hatten sich im Sommer bereits zwölf 60-Liter-Fässer Wasserstoffperoxid sowie Sprengzünder beschafft und in einer Ferienwohnung im Sauerland damit begonnen, einen Teil des Sprengstoffmaterials aufzubereiten. Durch ihre Festnahme Anfang September ist der wohl größte Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik verhindert worden. Das Trio, das lange Zeit von Ermittlern belauscht worden war, soll im Auftrag der Islamischen Jihad-Union (IJU) gehandelt haben.

G. sei für Logistik zuständig gewesen

Bei den Anschlagsplanungen war der 28-jährige Deutsche aus Ulm nach Erkenntnissen der Terrorfahnder für die Logistik zuständig und gab bei den Gesprächen innerhalb der Gruppe den Ton an. Drei große Ziele brauche man, sagte demnach Fritz G., als die drei radikalen Islamisten auf der Fahrt ins Sauerland waren. Amerikanische Ziele. Unter anderem sprach er davon, an einem Flughafen eine Bombe hochgehen zu lassen, redete zudem von der US-Basis Rammstein, aber auch von Pubs oder Discos. Die "Brüder" wollten Prestigeziele treffen. Die Anschläge sollten offenbar besonders perfide ablaufen, wie Fahnder aus den mitgehörten Gesprächen des Trios schließen: erst eine kleinere Detonation, dann warten, bis die Polizei, Sanitäter und Schaulustige kommen, dann die große Explosion.

Umso bizarrer erscheint vor diesem Hintergrund der Vorgang im Herbst 1999, auf den Ermittler gestoßen sind: Fritz G. hatte eben erst seinen Zivildienst beim Roten Kreuz in Neu-Ulm angetreten, als er die Versetzung auf eine andere Stelle beantragte. Als wichtigsten Grund für sein Begehren gab der damals 20-Jährige an, dass man als Zivildienstleistender nicht nur für den Krankentransport, sondern auch für den Rettungsdienst eingesetzt werde. G. verwies auf ein Problem, das er seit seiner Kindheit habe: Sobald er eine offene Wunde oder fließendes Blut sehe, falle er in Ohnmacht. Da er im Rettungsdienst auf solche Situationen stoßen könne, hielt er einen Wechsel der Zivildienststelle für zwingend.

Das Bundesamt für Zivildienst gab dem Antrag von Fritz G. statt und versetzte ihn auf eine Stelle in der Lebenshilfe. Zwei Jahre vor diesem Vorgang war G. zum Islam übergetreten. Mitbelauschte Kommentare der drei Terror-Verdächtigen lassen bei manchem Fahnder derweil den Eindruck von Überheblichkeit entstehen. Und auf einen großen Hass schließen. Die Deutschen seien ein dummes Volk geworden, die Amerikaner noch dümmer, so der Tenor der Gespräche. Ermittlern wurde "Blödheit" attestiert. Dabei waren die Fahnder, wie das Trio selbst vermutete, ihnen dicht auf den Fersen. Die im Sommer 2006 festgenommenen "Koffer-Bomber", die im Kölner Hauptbahnhof zwei Sprengsätze in Regionalzügen deponiert haben sollen und jetzt vor Gericht stehen, galten bei den Terror-Verdächtigen als Amateure.

Mancher Dialog der drei radikalen Islamisten scheint nach Erkenntnissen von Ermittlern fast schon grotesk gewesen zu sein. Für den Fall, dass sie von der Polizei kontrolliert würden, planten sie offenbar die Version, sie wollten in den Norden fahren, in ein Bordell. Dabei sei einer der Drei ins Grübeln gekommen: Als Islamist sei so was eher schlecht.

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