Terrorverdächtiger Adem Y. "Heiratswillige" Dschihad-Kämpfer

  • von Rainer Nübel
Das Codewort hieß offenbar "Heiraten": Der im September festgenommene Terrorverdächtige Adem Y., der mit zwei Komplizen Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland vorbereitet haben soll, rekrutierte nach stern.de-Informationen mehrere Dschihad-bereite Islamisten. Einer der Männer verfasste bereits einen Abschiedsbrief.

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die "Islamische Jihad-Union" (IJU) hinter den geplanten Terroranschlägen steht. Das mutmaßliche Täter-Trio Adem Y. (Frankfurt), Fritz G. (Ulm) und Daniel S. (Saarbrücken) gilt bei der Karlsruher Behörde als deutsche IJU-Zelle, die ihre Befehle aus Pakistan erhalten haben soll. Deutsche Terrorfahnder lauschten mit, als das Trio im Sommer sich zwölf 60-Liter-Fässer Wasserstoffperoxid beschafft und Anfang September in einem Ferienhaus im Sauerland begonnen hatte, einen Teil des Sprengstoffmaterials aufzubereiten.

Die Drei hatten sich bereits über mögliche Anschlagsziele ausgetauscht - darunter Pubs oder Diskotheken, wo sich verstärkt Amerikaner aufhalten, und offenbar auch der Frankfurter Flughafen. Am 4. September nahmen GSG 9-Kräfte die Islamisten fest.

Nach Informationen von stern.de liegen dem Bundeskriminalamt (BKA) und der Bundesanwaltschaft Hinweise vor, wonach Adem Y. gezielt für die IJU in seinem Frankfurter Umfeld Islamisten rekrutiert hat. Im Juni 2007 reiste das in der Türkei geborene Brüderpaar Ö. aus Deutschland aus. Einen Monat später wurden die beiden Brüder an der iranisch-pakistanischen Grenze vorübergehend festgenommen, offenbar weil sie kein Visum vorweisen konnten.

Kurz danach erhielt Adem Y. nach BKA-Erkenntnissen eine Nachricht von einer Person, die Terrorfahnder der "Islamischen Jihad-Union" zuordnen. Zwei Freunde seien geschnappt worden. Als die Brüder schließlich nach Frankfurt zurückkehrten, hatten sie unter anderem ein Zielfernrohr, ein originalverpacktes Fernglas sowie Winterkleidung und Zeltzubehör im Gepäck.

Abschiedsbrief bereits geschrieben

Zum Umfeld von Adem Y. wird auch der in Frankfurt geborene Salih S. zugerechnet. Der heute 25-jährige war im März 2007 mit Frau und kleiner Tochter in die Türkei gereist. Fahnder vermuten, dass er von dort in den Iran oder nach Afghanistan weiterreisen wollte. S. habe an Verwandte einen Abschiedsbrief geschickt, aus dem hervorgehe, dass S. am bewaffneten Kampf teilnehmen wolle und Selbstmordabsichten hege. Seine Familie sei dann in Sicherheit, soll er geschrieben haben.

Wie Ermittler herausfanden, hatte Adem Y. nach der Abreise von S. mehrere tausend Euro von dessen Konto abgehoben. Und S. hatte, als er im Herbst 2006 im Internet unter anderem ein GPS-Gerät und Armeestiefel erwarb, als Lieferanschrift offenbar die Adresse von Adem Y. angegeben. Der inhaftierte Terrorverdächtige aus Frankfurt soll nach Fahnder-Erkenntnissen weitere Personen, die in Kontakt mit der "Islamischen Jihad-Union" stünden, bei der Reise nach Pakistan geholfen haben. Dabei habe er seine Kontakte zu Vertretern der IJU genutzt.

Codebegriff: Pratikanten

In E-Mail-Botschaften und abgehörten Gesprächen, die Adem Y. und der Ulmer Konvertit Fritz G. in der Zeit ihrer mutmaßlichen Anschlagsvorbereitungen führten, war wiederholt von "Praktikanten" und "Heiraten" die Rede. Fahnder sehen darin Codebegriffe für rekrutierte Islamisten, die zur Teilnahme am "Heiligen Krieg" bereit seien. Der Türke Adem Y. fiel mitlauschenden Ermittlern derweil als derjenige auf, der sich wiederholt besonders offensiv und aggressiv über mögliche Anschlagsziele und das mörderische Vorgehen äußerte.

Demnach sprach er unter anderem über den Plan, in einer Einrichtung zunächst eine kleinere Explosion auszulösen, dann zu warten, bis alle davor stehen - um dann in die Menschenmenge hineinzufahren und den Sprengstoff zu zünden. Dass mit Fritz G. und Daniel S. zwei Deutsche an den Anschlägen beteiligt seien, sei für die Deutschen besonders verheerend und erniedrigend. Doch auch Aussagen von Fritz G., in dem die Bundesanwaltschaft den Anführer des Trios sieht, ließen auf einen Hass auf Deutschland und vor allem auf die Amerikaner schließen.