Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält vorgezogene Corona-Impfungen für Lehrer und Erzieher ab März für möglich. Er wolle am Montag mit den Gesundheitsministern der Länder darüber beraten, sagte Spahn am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Danach wolle er zügig die Impfverordnung anpassen. Dies könne binnen einer guten Woche geschehen. Ab Anfang März könnten die Lehrer und Erzieher dann in die Impfzentren kommen.
Spahn machte den genauen Beginn der vorgezogenen Impfungen aber von der Lage in den jeweiligen Bundesländern abhängig. Zuerst müsse die Priorisierungsgruppe eins, zu der vor allem Menschen über 80 gehören, durchgeimpft sein. Spahn hatte bereits am Samstag in Aussicht gestellt, dass Grundschullehrer und Erzieher - bislang in Priorisierungsgruppe drei – in die zweite Priorisierungsgruppe aufrücken.

Jens Spahn: "Vorsicht, Testen und Impfen"
Spahn drückt bei den Impfungen aufs Tempo, weil am Montag in weiteren Bundesländer die Schulen und Kitas wieder öffnen. Damit seien "von einem Tag auf den anderen Millionen Menschen mehr unterwegs", sagte Spahn im "Bericht aus Berlin". Zugleich tauchten in Deutschland vermehrt ansteckendere Virus-Varianten auf, die bereits zu wieder steigenden Infektionszahlen geführt hätten. "Und deswegen müssen Vorsicht, Testen und Impfen uns jetzt auf dem weiteren Weg begleiten", sagte Spahn.
Ein Drei- oder Sechsmonatsplan für weitere Lockerungen sei daher gerade nicht möglich, sagte Spahn. "Ich finde, wir dürfen keine falschen Versprechungen machen." Eine Inzidenz von unter 10 sei "jedenfalls in den allermeisten Regionen Deutschlands gerade ziemlich weit weg".
Die SPD bezweifelt Spahns Aussichten. Generalsekretär Lars Klingbeil sagte am Sonntagabend in der Talkshow "Die richtigen Fragen" auf Bild live: "Ich wünsche mir wirklich, dass die Ankündigung von Jens Spahn klappt, dass alle kostenfrei getestet werden können." Doch: "Beim Impfen haben wir gemerkt, wir können den Ankündigungen von Jens Spahn nicht glauben. Da wird jetzt immer weiter korrigiert und korrigiert. Und ich habe ein bisschen Angst, dass wir (beim Testen) die nächste Enttäuschung schaffen." Denn es gebe "viele Fragen, die Jens Spahn bis heute nicht beantwortet hat".
Ähnlich kritisch bewertete FDP-Chef Christian Lindner das Test-Programm: "Wir haben die erste Chance auf einen Strategiewechsel beim Impfen verpasst und sind jetzt dabei, auch die zweite große Chance durch Schnell- und Selbsttest zu verstolpern." Lindner fügte hinzu: "Wir habe so viele Ankündigungen erlebt, so viele Enttäuschungen, Zahlen werden genannt, Zahlen werden korrigiert. Ich glaube Dinge nur noch, wenn ich sie wirklich sehe"
Das sogenannte Corona-Kabinett, ein Sondergremium von Kanzlerin Angela Merkel und wenigen Ministern, befasst sich an diesem Montag unter anderem mit den Schnelltests für alle. Spahn hatte angekündigt, dass ab 1. März alle Bürger kostenlos von geschultem Personal auf das Coronavirus getestet werden können. Das soll in Testzentren, Praxen oder Apotheken möglich sein. Details zur Umsetzung sind aber bisher nicht bekannt. Eine entsprechende Anpassung der Corona-Testverordnung muss noch beschlossen werden.