Marco Buschmann Der Justizminister und sein schönes Hobby

Bundesjustizminister Marco Buschmann produziert in seiner Freizeit Elektro-Beats
Bundesjustizminister Marco Buschmann produziert in seiner Freizeit Elektro-Beats
© Ina Fassbender / AFP
FDP-Justizminister Marco Buschmann veröffentlicht seit Jahren selbstproduzierte elektronische Musik. Warum auch nicht? Er heißt schließlich Marco und nicht Helmut.

"MB Sounds" – unter diesem Synonym veröffentlicht der frisch vereidigte Bundesjustizminister Marco Buschmann auf der Musikplattform Soundcloud seit Jahren eigene Songs. Die lassen sich musikalisch irgendwo zwischen Elektro, House und Trance einordnen. Die Stücke tragen mehr oder minder ominöse Titel wie "Excalibur Calls For Arthur", "Driving To The Bar" oder "Train To Berlin".

"Seit einige Medien meinen SoundCloud-Kanal erwähnt haben, haben sich über 14.000 Menschen meinen letzten Track angehört. Ich fühle mich sehr geehrt. Hoffentlich tun niemandem die Ohren weh", twitterte Buschmann am Dienstag.

Ob die Qualität der Beats eher in Richtung "ich habe im Keller ein Keyboard gefunden und gucke mal, was die Tasten machen" geht, oder ob Buschmann nach seiner politischen Karriere als deutscher Calvin Harris Millionen in Las Vegas verdient, steht in den Diskosternen. Völlig egal, was man von Buschmann und seiner politischen Linie hält: Der Mann hat ein Recht auf sein Hobby. Nun wird allein dessen Profilbild auf Soundcloud (ein Selfie, auf dem sich Buschmanns Smartphone in seiner violett verglasten Sonnen- und / oder 3D-Brille spiegelt) bei vielen schmerzhafte Fremdscham-Attacken auslösen. 

Auf Twitter, dem digital gewordenen Pausenhof, fallen die Reaktionen, man kann es kaum glauben, größtenteils positiv aus. Einigen Nutzern gefällt die Musik, andere loben den Gelsenkirchener für seine Unverkrampftheit. Nun wäre Twitter aber nicht Twitter ohne Kommentare wie: "Omicron rauscht uns um die Ohren und sie feiern ihr Hobby auf Twitter?" oder "Ja toll, großartig, und jetzt ab an die Arbeit. Sie sind Minister, nicht Entertainer".

Ein Mann, der dem Justizapparat einer der weltweit größten Volkswirtschaften vorsteht, darf sowas nicht! Wenn er schon die Frechheit besitzt, einem Hobby nachzugehen, dann doch wenigstens einem seiner Position angemessenem! Fischen vielleicht. Oder Tontaubenschießen. Oder Modelleisenbahnen.

Helmuts haben andere Hobbys als Marcos

Doch, man halte sich fest: Der Mann heißt Marco. Und dieser Marco ist 1977 geboren. Wir leben in einer Zeit, in der unsere Minister Robert, Nancy, Annalena heißen. Und eben Marco. In 20 Jahren hören die deutschen Kabinettsmitglieder auf Namen wie Nico, Michelle, Celina, Serhad oder Justin – und das ist auch gut so. In 20 Jahren filmt sich Außenminister Timo in seiner Freizeit beim Minecraft-Zocken, Finanzministerin Lena veröffentlicht täglich Haustiercontent auf Tiktok. Na und?

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Die Würde eines Ministerpostens steht und fällt nicht mit der Deutungsschwere des Namens und auch nicht mit der Freizeitgestaltung des Amtsinhabers. Dass ein Helmut sich tendenziell für andere Dinge begeistert als ein Marco, dürfte niemanden wundern – und erst recht nicht stören.

Übrigens: MBSounds meistgestreamter Song trägt den Titel "Wutrede". Buschmann hatte den Track vor sechs Jahren hochgeladen, damals war er Bundesgeschäftsführer der FDP. Das Songcover ist ein Screenshot eines Artikels der "Welt" – die Überschrift: Christian Lindner kündigt runderneuerte FDP an". Drei Minuten und 53 Sekunden hören wir dem heutigen Finanzminister beim emotionalen Ausverkauf zu, das Ganze untermalt von recht hibbeligen Beats. Na und? Ob den Hörern die Ohren danach weh tun oder nicht – Marco Buschmann hat ein Hobby. Und das ist gesund.