Karamba Diaby Geboren im Senegal, jetzt im Bundestag

Karamba Diaby hat es geschafft: Als erster aus Afrika stammender Abgeordneter zieht der 51-Jährige in den Bundestag ein. Auf seine Hautfarbe will sich der SPD-Mann aber nicht reduzieren lassen.

Es war eine lange Zitterpartie für Karamba Diaby, bis am späten Sonntagabend feststand: Der 51-jährige gebürtige Senegalese hat den Sprung in den Bundestag geschafft. Über die Landesliste der SPD in Sachsen-Anhalt zieht er in das neue Parlament ein. Diaby schreibt damit Geschichte. Er ist der erste aus Afrika stammende Bundestagsabgeordnete.

Das Ziel, das Direktmandat in seinem Wahlkreis 72 in Halle zu holen, verfehlte Diaby allerdings. "Das hat leider nicht gereicht, trotz des großen Zuspruchs im Wahlkampf", sagt er am Montag. Diabys Spezialität war der "Laube-zu-Laube-Wahlkampf". Gemeinsam mit Helfern zog er durch Halles Kleingartenanlagen und führt Gespräche über den Gartenzaun hinweg. Schrebergärten, diese urdeutsche Freizeitbeschäftigung, sind Diaby nicht fremd. Bereits in seiner Doktorarbeit untersuchte er die Schadstoffbelastung von Kleingärten.

Im Kampf um das Direktmandat musste sich Diaby letztlich dem bisherigen Ost-Beauftragten der Bundesregierung, Christoph Bergner (CDU), geschlagen geben. Die Ernüchterung darüber wich erst Stunden später der Gewissheit, dass Diaby über den dritten Platz auf der Landesliste in den Bundestag einzieht.

Promotion in der DDR

Der zu erwartende Medienrummel ist Karamba Diaby nicht fremd. Bereits vor der Wahl berichteten Journalisten aus Deutschland und auch die internationale Presse über den vermeintlichen Exoten aus Halle. Doch damals wie heute will sich der SPD-Mann nicht auf seine Hautfarbe reduzieren lassen, sondern lieber über Inhalte reden. "Vielfalt schafft Werte", so lautete Diabys Wahlkampf-Motto. Er hat sich dem Thema Chancengerechtigkeit verschrieben. Das ist ihm wichtig, auch weil es seinen eigenen Werdegang widerspiegelt.

Karamba Diaby wurde 1961 im Senegal geboren. Mit sieben Jahre war er Vollwaise. Er wuchs bei seiner Schwester auf, machte Abitur und begann ein Hochschulstudium in Dakar. Mitte der 80er Jahre kam er mit einem Stipendium in die damalige DDR, wo er an der Universität Halle Chemie studierte und anschließend auch promovierte.

Seit Mitte der 90er Jahre arbeitete Diaby in verschiedenen sozialen Projekten mit den Schwerpunkten Bildung und Integration. Zuletzt war er Referent bei der Integrationsbeauftragten des Landes Sachsen-Anhalt. Diaby, der seit zwölf Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft hat, sitzt zudem im Stadtrat von Halle. Freunde und Unterstützer beschreiben ihn als kompetent, offen und engagiert.

Diaby will kein "Integrationspapst" sein

"Ich habe sehr viel Glück gehabt", sagt der 51-Jährige rückblickend. Und betont zugleich, die Gesellschaft habe ihm die "Chance zum Aufstieg" gegeben. Dafür ist Diaby bis heute dankbar, und deshalb setzt er sich dafür ein, dass auch andere eine Chance bekommen. "Es liegen so viele Potenziale brach", sagt er und meint Langzeitarbeitslose, Jugendliche ohne Schulabschluss oder Migranten.

Die Schwerpunkte seiner politischen Arbeit sieht er auch künftig bei den Themen Bildung, Arbeit und Soziales. Er wolle im Bundestag nicht als "Integrationspapst" auftreten, stellte Diaby bereits vor der Wahl klar. Dass er 1990 in Halle von Jugendlichen angegriffen und geschlagen wurde, darüber spricht er kaum. Aber natürlich sei Rechtsextremismus ein gesamtgesellschaftliches Problem, sagt der zweifache Familienvater. Für seine Frau, die Tochter und den Sohn wird Diaby nach seinem Einzug in den Bundestag wohl weniger Zeit haben. Das gilt auch für seine Hobbys, die Koramusik aus seiner westafrikanischen Heimat Senegal, Kochen und Radfahren.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Dass Diaby nun Geschichte schreibt, sieht er indes eher gelassen. "Wenn ich damit einen Beitrag leisten kann, dass andere sensibilisiert werden für die Chancen und Möglichkeiten von Menschen mit ausländischen Wurzeln, dann ist das gut."

AFP
Andrea Hentschel, AFP