Nach dem Ende der Staatskrise rückt in der Ukraine wieder der Wahlkampf in den Vordergrund. Oppositionsführer Viktor Juschtschenko versuchte bei einem Auftritt am Mittwochabend, die Einwohner der Industrieregionen im Osten für sich zu gewinnen, die bisher mehrheitlich gegen ihn waren.
Am Mittwoch hatten die Parteien mit einem Befreiungsschlag die schwere Krise gelöst, die das Land seit Wochen lähmte. Es wurden Änderungen im Wahlgesetz beschlossen sowie eine Verfassungsreform. Zehntausende Oppositionsanhänger bejubelten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz den Kompromiss. Gefeiert wurde ebenfalls, die Aufstellung einer neuen Wahlkommission und die Beurlaubung von Ministerpräsident Viktor Janukowitsch. Mit beiden Schritten wurden die Forderungen der Opposition weitgehend erfüllt.
Doch allzugroßes Vertrauen haben die Anhänger Juschtschenkos in die Vereinbarung nicht. Wie eine Art Faustpfand blockieren sie auch weiterhin den Präsidentenpalast in Kiew. Die Absperrungen würden erst nach der Präsidenten- Stichwahl am 26. Dezember aufgehoben, sagte ein Oppositionsvertreter in Kiew am Mittwochabend.
Der Zugang zum Sitz der Regierung soll dagegen wieder freigegeben werden. Die Opposition hatte die Gebäude vor zwei Wochen aus Protest gegen die Fälschungen bei der Stichwahl blockiert. Auch das Zeltlager der Oppositionsanhänger auf der Kiewer Hauptstraße Kreschtschatik soll bis zu Wahl bleiben.
Die Opposition hatte sich bisher gegen die Reform gewehrt, weil sie die Macht des Präsidenten drastisch einschränken soll.