"Auch an den Karnevalstagen können pure Freude und tiefes Leid eng beieinander liegen", sagte Nordrhein-Westfalens Regierungschef Armin Laschet (CDU), nachdem am Wochenende ein 32-jähriger Polizeibeamter, der privat in der Domstadt unterwegs war, zwischen die Waggons einer Straßenbahn geriet und tödlich verletzt wurde.
Wie sich herausstellte, wurde das Opfer offenbar geschubst. Ein 44-Jähriger sitzt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in Untersuchungshaft. Die Hintergründe soll nun eine Sonderkommission der Polizei aufklären.
Kritik am Auftritt von Reker und Laschet
Gemeinsam mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) besuchte Laschet am Rosenmontag den Tatort, an dem Menschen Blumen und Kerzen niedergelegt hatten, und sprach sein Mitgefühl aus. Die beiden Politiker trugen dabei die grün-gelbe Uniform der "EhrenGarde der Stadt Köln", eines der Traditionskorps im Kölner Karneval, auf dessen Wagen Reker und Laschet beim Rosenmontagsumzug mitfuhren. Bei ihrem Gedenken legten sie ihre Kopfbedeckungen ab.
Die Aufmachung der beiden Politiker bei ihrem Kondolenzbesuch sorgte in sozialen Netzwerken vereinzelt für Kritik, auch bei Anhängern und Politikern der AfD: "Geschmacklos", attestierte zum Beispiel der Berliner Abgeordnete Thorsten Weiß, ein "Auftritt wie im Zirkus", pflichtete ihm sein Kollege Harald Laatsch bei, flankiert jeweils von virtuellem Applaus.
"Kondolenz in Karnevalsuniform nicht respektlos"
Ist der Auftritt der beiden Politiker in einem Karnevalskostüm angesichts des Todes eines Menschen tatsächlich so skandalös, wie die Kommentatoren glauben machen wollen? "Nein", sagt Michael Euler-Schmidt, stellvertretender Direktor des Kölnischen Stadtmuseums und Experte für Kölnisches Brauchtum, im Gespräch mit dem stern. "Mit den Karnevalsuniformen oder -kostümen persiflieren wir das Militär. Sie sind eine Kölner Tradition und nicht respektlos." Auch wenn verdiente Kölner sterben, sei es üblich, dass zum Beispiel am Melaten-Friedhof die Karnevalsvereine in ihren bunten Uniformen dem Verstorbenen das letzte Geleit geben – eine besondere Form der Ehrerweisung. "Wenn bestimmte Leute damit Schwierigkeiten haben, ist das deren Problem", so Euler-Schmidt mit Blick auf die Kritiker.
Die Aufregung um die Trauer von Laschet und Reker in ihren Kostümen – sie findet ohnehin weitgehend außerhalb der Kölner Stadtgrenzen statt. In der Karnevalshochburg selbst ist man sich der Tradition bewusst.