Krisenmanager Rösler Als FDP-Chef will er durchgreifen

Bei seinen Freunden von der Niedersachsen-FDP konnte sich Philipp Rösler einfach mal wohlfühlen. Aber auf dem Weg an die FDP-Spitze muss er sich jetzt als Krisenmanager bewähren. Der 38-Jährige pocht auf seinen Führungsanspruch und einen personellen Umbau der Partei.

Philipp Rösler zeigte sich bewegt. Der künftige FDP-Bundesvorsitzende nahm am Samstag Abschied von seiner Niedersachsen-FDP, die ihn mit viel Beifall feierte. "Das gibt mir Kraft und Zuversicht", sagte der 38-Jährige. Doch trotz der Wohlfühl-Atmosphäre konnte Rösler die tiefe Krise der FDP auch beim Landesparteitag in Braunschweig nicht abstreifen.

Seine Rede - die letzte als niedersächsischer FDP-Vorsitzender - war zwar nicht von lauten Tönen, nicht von Angriff geprägt. Aber Rösler ließ keinen Zweifel daran, dass er künftig den Ton angeben wird, gerade auch was die weitere personelle Erneuerung betrifft.

"Wer sich selbst zum Würstchen macht, der darf sich nicht wundern, wenn er verspeist wird", sagte Rösler und zitierte einen Spruch seines Vaters. Die FDP aber werde sich trotz mancher Fehler niemals zum Würstchen machen, rief er den Delegierten in der Stadthalle Braunschweig zu.

Selbstbewusst aber unprätentiös trat Rösler auf - es war seine erste Rede vor Parteitags-Delegierten, nachdem er seine Kandidatur für den Bundesvorsitz verkündet hatte. Der Bundesgesundheitsminister soll Mitte Mai in Rostock zum Nachfolger von Guido Westerwelle gewählt werden.

Der meist fröhlich wirkende Arzt aus Hannover ist der Sympathie-, und Hoffnungsträger seiner Partei, die im Umfragetief und in einer Glaubwürdigkeitskrise steckt. "Wenn einer belastbar ist, dann ist es dieser Niedersachse", sagte ein junger FDP-Politiker aus der Region Osnabrück über Rösler, der mit dem Gesundheitsressort einen schweren Job übernommen hat. Er sei ein "mutiger Typ", der die FDP wieder stabilisieren könne, meinte Landesumweltminister Hans-Heinrich Sander.

Wer künftig die Nachfolge Röslers an der Spitze der Landespartei antreten wird, soll voraussichtlich erst im Herbst nach den Kommunalwahlen in Niedersachsen entschieden werden. Der Favorit für den Posten, Wirtschaftsminister Jörg Bode, wollte sich am Wochenende auf eine Personaldebatte nicht einlassen.

Die ist dagegen in Berlin in vollem Gang: Rösler machte klar, dass er als neuer FDP-Chef seinen Führungsanspruch durchsetzen will und auf neue Gesichter für die Parteispitze setzt. "Meine Kandidatur ist nur ein erster Schritt für die inhaltliche und personelle Neuausrichtung der Partei."

Rösler will die FDP mit einem neuen Team führen, seinen Personalvorschlag will er im Mai vorlegen. Mit der Ankündigung einer umfangreichen personellen Erneuerung zerstreute Rösler auch den Eindruck nicht, dass er unter anderem auf Wirtschaftsminister Rainer Brüderle abzielt. Dessen erneute Kandidatur als stellvertretender Bundesvorsitzender scheint noch unklar.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!

"Verlässlichkeit, Berechenbarkeit und Entschlossenheit" - das sind die Maximen, mit denen der noch junge Spitzenpolitiker seine Partei zu neuer Glaubwürdigkeit verhelfen will. Und er steht für eine eher bodenständige Politik, die wieder auf die konkreten Probleme der Menschen reagieren müsse. Derzeit aber bestimmen weiter die internen Querelen das Bild der FDP und belasten das Klima in der schwarz-gelben Bundesregierung.

CSU-Parteichef Seehofer goss mit einem Interview noch Öl ins Feuer. Es müsse vermieden werden, dass die Schwäche der FDP die Union belaste. "Im Moment habe ich diese Befürchtung nicht. Aber es wäre ein schwieriger Moment, wenn eine Infektionsgefahr auftreten würde", sagte Seehofer der "Süddeutschen Zeitung". Rösler reagierte äußerlich gelassen - zumindest aber guter Stil ist das in seinen Augen nicht.

DPA
Monika Wendel, DPA