LEUTE »Es kribbelt halt noch«

Seit 30 Jahren fährt Klaus-Dieter de Hesselle Bundesbildungsministerin Edelgard Buhlmann von Termin zu Termin. Und hält auch mal den Regenschirm.

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) schätzt ihn als Gentleman. Klaus-Dieter de Hesselle fährt sie als Chauffeur nicht nur pünktlich zu jedem Termin; er holt ihr an hektischen Tagen mittags ungefragt etwas zu Essen, bringt die Kleidung zur Reinigung und hält der Ministerin bei schlimmem Wetter den Regenschirm. Seit fast vier Jahren ist der 57-Jährige nun Bulmahns Cheffahrer und hat den Spaß daran nicht verloren: »Es kribbelt halt noch.« Insgesamt fährt der gebürtige Rheinländer schon seit gut 30 Jahren für das Bundesbildungsministerium.

De Hesselles Krawatten sitzen perfekt

Der Tipp eines Freundes brachte den gelernten Kraftfahrzeug- Elektriker im Jahr 1967 zum Ministerium. »Der hat mir geraten: Bewirb Dich als Fahrer - da hast Du immer saubere Finger und kannst schöne Anzüge tragen.« Auf die Kleidung legt de Hesselle auch heute noch größten Wert. Die Hemden strahlen in tadellosem Weiß und die Krawatten sitzen perfekt.

Brandt, Schmidt, Kohl und die RAF

Im Dienst des Ministeriums hat de Hesselle die Regierungen Brandt, Schmidt und Kohl kommen und gehen sehen und die wechselvolle Geschichte der Republik hautnah miterlebt. In den Jahren der RAF-Terroranschlägen und nach der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer führte er im Dienst stets eine Maschinenpistole bei sich. »Und sobald der Staatssekretär ausstieg, mussten wir gleich mit unseren Waffen parat stehen«, erinnert er sich. Ein bisschen übertrieben fand er das aber schon.

De Hesselle ist es im Job egal, welche Partei die Regierung anführt. »Wichtig ist, dass die Chemie stimmt«, sagt der 57-Jährige. Als ihn der Regierungswechsel 1998 zum ersten Mal mit Edelgard Bulmahn zusammenführte, hat er gleich ein gutes Gefühl gehabt. Auch die Ministerin lobt ihren Fahrer und schätzt an ihm »besonders seinen wunderbar trockenen Humor«.

Die Chemie muss stimmen

Selbst in härtesten Stress-Situationen bewahre de Hesselle die Ruhe. Nie komme er zu spät oder verfahre sich. Bulmahn: »Auch wenn wir im größten Stau stehen, kommen wir pünktlich. Wie er das hinkriegt, ist mir einfach ein Rätsel.« Das Wichtigste sei der menschliche Gleichklang, sagt die Ministerin: »Denn es gibt Wochen, da verbringe ich mehr Zeit mit meinem Fahrer als mit meinem Mann.«

Französischer Adel ? nur ohne Hof und Ross

Gute Umgangsformen und Etikette sind wichtig für de Hesselle, der sich selbst als Mann »von französischem Adel, doch seit Jahrzehnten ohne Hof und Ross« bezeichnet. »Frau Bulmahn hat als Politikerin so viel im Kopf, da breche ich mir doch keinen Zacken aus der Kronen, wenn ich ihr hier und da kleine Gefallen tue.« Wenn die Fernsehkameras auf die Ministerin schwenken oder sich im Bundeskanzleramt die Türen zum Kabinettssaal schließen, bleibt de Hesselle mit seinen Kollegen gelassen zurück. »Ich muss ja nicht in der Hundehütte sitzen, während ich auf die Ministerin warte.«