Martin Hohmann Beben an der Basis

Hinter verschlossen Türen beschäftigte sich der Fuldaer Kreisverband der Union mit seinem umstrittenen Abgeordneten Martin Hohmann. Am Ende wurde klar: Der Widerstand gegen dessen Parteiausschluss bleibt in der osthessischen CDU groß.

Für einen Abend verwandelte sich das Rathaus von Künzell bei Fulda in einen Sperrbezirk der CDU. Hinter verschlossen Türen und heruntergelassenen Jalousien beschäftigte sich der Fuldaer Kreisverband der Union am Donnerstagabend mit seinem umstrittenen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. Am Ende wurde klar: Der Widerstand gegen dessen Parteiausschluss bleibt in der osthessischen CDU groß. Ein Beben an der Basis droht die Union in einer ihrer Hochburgen zu erschüttern.

Die hessische CDU-Spitze wollte am Freitagnachmittag in Sulzbach bei Frankfurt über das Parteiausschlussverfahren gegen Hohmann entscheiden. Er war in der vergangenen Woche wegen einer als antisemitisch kritisierten Rede am 3. Oktober aus der Unions-Bundestagsfraktion ausgeschlossen worden.

Hohmanns Sicht

In Künzell stritt die Partei drei Stunden lang über den Umgang mit Hohmann - in dessen Gegenwart. Hohmann hatte das Rathaus unbemerkt von den Journalisten betreten und schilderte den Mitgliedern seine Sicht der Affäre. Danach saß er die meiste Zeit schweigend neben seinem politischen Ziehvater, dem Kreisvorsitzenden und Landrat Fritz Kramer.

Für Kramer, seit 30 Jahren einflussreichster CDU-Politiker der Region, war es eine der schwersten Sitzungen seiner Karriere. In Hemdsärmeln dirigierte der 65-Jährige den kleinen Parteitag den ganzen Abend im Stehen. Immer wieder redete er energisch auf seine Parteifreunde ein.

Vor allem zur Geschlossenheit habe er die Mitglieder aufgerufen, heißt es aus Parteikreisen. Nach außen verordnete Kramer Stillschweigen. Der Appell wirkte. Wortlos drückten sich die 50 Mitglieder nach dem Treffen an den Journalisten vorbei. Auch Kramer verweigerte wie die gesamte Parteispitze jeden Kommentar.

Erhitzte Gemüter

Doch das Treffen scheint die erhitzten Gemüter in der osthessischen CDU nicht beruhigt zu haben. Schon vorab hatten einige Ortsverbände Resolutionen gegen den Parteiausschluss Hohmanns angekündigt. Viele sehen in dem früheren Bürgermeister von Neuhof einen freundlichen Menschen und aufrechten Politiker, der eine zweite Chance verdient habe. Ärger löste vor allem die überraschende Wende der Berliner CDU-Spitze aus, die Hohmann zunächst nur gerügt, dann aber aus der Fraktion ausgeschlossen hatte.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Etliche Mitglieder hätten ihren Austritt angekündigt, sollte der umstrittene Abgeordnete tatsächlich auch aus der Partei fliegen, berichten Vorsitzende von Ortsverbänden. Andere sprechen von einem Riss, der bereits durch die osthessischen Union gehe.

DPA
Jan Kuhlmann

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