"Die SPD in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet seit 15 Jahren Bürgerforen im ganzen Land, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen". Mit diesem Satz geht der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern, Philipp da Cunha, aktuell viral. Denn in einem Interview mit dem NDR wiederholt er ihn sage und schreibe zehn Mal. Die eigentliche Frage nach den Kosten des Reporters beantwortet er dabei – überhaupt nicht. Aber von vorne.
Laut SPD keine Alternative zum Golchener Hof
Die SPD-Landtagsfraktion veranstaltete Ende Juni einen kommunalpolitischen Abend im "Golchener Hof", einem Vier-Sterne-Hotel im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Zu der Veranstaltung unter dem Motto "Fraktion vor Ort" kamen etwa 250 Gäste, berichtet der NDR, auch die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Bezahlt wurde die Verpflegung von der SPD-Fraktion mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und -zahler.
Der "Golchener Hof" gehört dem Ehemann der SPD-Vize-Fraktionschefin Christine Klingohr. Der NDR fragte deshalb im Interview mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer Philipp da Cunha mehrfach nach den Kosten dieses Abends. Doch auf die immer gleiche Frage antwortete da Cunha mit der immer gleichen Antwort: "Die SPD in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet seit 15 Jahren Bürgerforen im ganzen Land ...". Die einzig wirkliche Antwort die er gibt: Vergleichbare Veranstaltungsorte wären nicht frei und die Kosten ortsüblich gewesen. Einer Konkretisierung weicht er aus.
Der Reporter gibt nach zehnmaliger Nachfrage genervt auf und beendet das Interview nach knapp vier Minuten mit den Worten: "Sie beantworten es nicht, also vergessen Sie's. Alles klar, danke."
"Dieses Interview wird ihn berühmt machen."
Das Video geht in diesen Tagen bei Twitter viral. Häufige Reaktionen darauf: Verständnis für Politikverdrossenheit und satirische Kommentare. "Was ist denn jetzt der ortsübliche Preis? Jetzt interessierts mich auch." Der bekannte österreichische ORF-Journalist Armin Wolf prognostiziert: "Dieses Interview wird ihn berühmt machen."
Kurz darauf begründete der SPD-Landesverband das Interview: Die Schlussrechnung habe noch nicht vorgelegen. Deshalb sei da Cunha der Frage ausgewichen. Fraktionschef Julian Barlen reichte die Zahlen nach. Ortsübliche Preise für einen solchen Abend lägen bei 50 bis 70 Euro pro Person für Buffet, Getränke, Saalmiete und Co. Im "Golchener Hof" sei man pro Kopf bei 59 Euro gelandet, also bei insgesamt 15.000 Euro, rechnet der NDR vor.
SPD weist Kritik von sich
Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig wird auf die Veranstaltung angesprochen. Insbesondere auf den Aspekt, dass die lokale SPD Veranstaltungsräume mietet, die dem Ehemann der Vize-Fraktionschefin gehören – die wiederum auf ihrer Website auf das Hotel verlinkt. Auch Schwesig beantwortet diese Frage eher ausweichend: "Was haben Sie eigentlich gegen die starken Frauen in der SPD? (...) Die SPD-Landtagsfraktion führt seit 15 Jahren in allen Wahlkreisen des Landes Bürgerveranstaltungen durch". Aus SPD-Sicht sei dies nicht zu beanstanden.

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Auch Christine Klingohr weist die Kritik von sich. Sie berichte in Wahlkampfzeiten eben aus ihrem Leben, der "Golchener Hof" gehöre dazu, sagte sie dem NDR. "Als Werbung würde ich das nicht bezeichnen."
Quellen: Twitter, NDR, NDR Nordmagazin, Christine Klingohr