Der Showdown um die Berliner Misstrauensabstimmung steht unmittelbar bevor. Einen Tag vor der geplanten Wahl von Klaus Wowereit (SPD) zum Regierenden Bürgermeister von Berlin und der vorausgehenden Abwahl des jetzigen Amtsinhabers Eberhard Diepgen (CDU) sind die Sachfragen endgültig in den Hintergrund getreten. Jetzt halten Spekulationen um Abweichler, neue Spitzenkandidaten und noch nicht benannte, künftige Senatoren die politischen Akteure in der Hauptstadt auf Trab.
Fragen über Fragen
Werden die Stimmen des frisch geschmiedeten Bündnisses von SPD und Grünen mit Hilfe der PDS für die zahlreichen Wahlgänge ausreichen? Nimmt Eberhard Diepgen tatsächlich für immer seinen Hut? Wird Frank Steffel der neue CDU-Spitzenkandidat? Tritt Gregor Gysi den Opfergang für die PDS an? Klare Antworten: Fehlanzeige! Die einen wollen nichts Definitives sagen, die anderen können nicht.
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Diepgen will nicht mehr
Klar scheint inzwischen, dass Diepgen nach einer Abwahl nicht nochmals antritt. Allgemein wurde schon die Lobeshymne des CDU-Fraktionsvorsitzenden Frank Steffel auf Diepgen als Good-Bye interpretiert. »Sie bleiben der Bürgermeister der Herzen«, sagte Steffel. Ob Steffel sich mit dieser Rede zum ersten Platz der Berliner CDU durchboxen konnte oder ob der interne Sieg doch dem eher besonnenen Finanzsenator Peter Kurth gelingt, blieb weiter offen.
Gysi kann sich nicht entscheiden
Gregor Gysi kann sich - anders als Diepgen - wohl selber noch nicht festlegen. »Ich bin hin- und hergerissen zwischen Kopf und Bauch«, stöhnt er. Der Kopf will den geplanten Rückzug in die Charlottenburger Anwaltskanzlei, der Bauch kann nicht von der Politik lassen. Die Partei dringt auf eine Entscheidung. Gysi schiebt sie auf. Am Sonntag will er jetzt offenbaren, ob die PDS-Anhänger jubeln oder trauern dürfen.
SPD und Grüne jubeln bislang nur im kleinen Kreis. In der Öffentlichkeit ist verhaltener Optimismus angesagt. Allzu laut will man noch nicht triumphieren. Drei SPD-Abweichler aus dem Ostteil der Stadt sowie ein Grüner weigern sich öffentlich, Wowereits Kurs zu folgen und gemeinsam mit der PDS zu stimmen. Vier fehlende Stimmen lassen den zukünftigen Senat zwar erzittern, bringen ihn aber nicht zum Wanken. Von weiteren möglichen Abtrünnigen raunt man sich allerdings auf den Gängen des Abgeordnetenhauses zu.
Offene Personalfragen
24 Stunden vor der Wahl kennen die Abgeordneten immer noch nicht alle Kandidaten, die sie am Samstag zu Senatoren küren sollen. Wowereit gibt sich geheimnisvoll, wenn es um den zukünftigen Finanzsenator geht. Spekuliert wird, ob er als ausgewiesener Haushaltsexperte das Ressort bis zum Herbst selbst verwalten will. Oder soll der Staatssekretär bei der Stadtentwicklung, Frank Bielka, einen der schwierigsten Jobs der neuen Regierung übernehmen? Am Donnerstagabend lächelt Wowereit in den Halbkreis von einigen Journalsten und sagt: »Die Zeitungen schreiben, ich sei eine Sphinx. Dann verhalte ich mich auch so.« Weitere Fragen zum Personal überhört er.