Durch die Nachwahl in Dresden wird sich nach Einschätzung von Bundeswahlleitung und Wahlforschern nichts Entscheidendes für das Gesamtwahlergebnis verändern. Die Unions-Fraktion werde mit sehr großer Wahrscheinlichkeit stärkste Fraktion bleiben. Nach den letzten Umfragen für den Wahlkreis Dresden I vor dem 18. September ist es ohnehin unwahrscheinlich, dass die SPD durch die Nachwahl noch einen Gleichstand der Mandate erreichen kann.
"Es wäre ein Extremfall"
Das Ergebnis von Dresden I könne zwar zu einem weiteren Überhangmandat in Sachsen führen, sagte ein Sprecher des Bundeswahlleiters am Montag in Berlin. Am Gesamtergebnis, dass die Union als stärkste Fraktion aus der Bundestagswahl hervorgeht, "dürfte sich in der Regel nichts ändern", sagte der Sprecher weiter. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis der Bundestagswahl vom Sonntag erzielte die Union 225 Sitze, die SPD erhielt 222 Mandate. Bei beiden Parteien sind dabei Überhangmandate eingerechnet. "Es wäre ein Extremfall, wenn dieser Vorsprung noch verloren würde", sagte ein anderer Sprecher des Wahlleiters.
Auch Wahlforscher teilen diese Ansicht. Manfred Güllner von Forsa sagte in Berlin, theoretisch könne sich am Kräfteverhältnis durch das Ergebnis von Dresden I noch etwas ändern, praktisch sei dies aber eher unwahrscheinlich. Sein Kollege Richard Hilmer von Infratest-dimap bewertete die Lage ähnlich. Sein Institut rechne noch an verschiedenen Modellen. "Wir sehen zur Zeit keine theoretische Möglichkeit", dass die Union ihre Position als stärkste Fraktion noch verlieren dürfte.
Keine Modellrechnungen für Nachwahl
Die Wahlleiter im Bund und in Sachsen werden auch keine Modellrechnungen zum Einfluss der Dresdner Nachwahl auf die Sitzverteilung im Bundestag veröffentlichen. Aus dem Büro des Bundeswahlleiters in Wiesbaden hieß es, die Amtsleitung habe dieses Vorgehen beschlossen. Der Sprecher der sächsischen Landeswahlleiterin, Manfred Jacoby, sagte in Dresden: "Wir wollen den Wählern angesichts des knappen Ausgangs vom Sonntag nicht vorrechnen, wie sie sich taktisch entscheiden könnten."
Im Wahlkreis Dresden I sind in zwei Wochen, am 2. Oktober, rund 219.000 Wahlberechtigte zur nachträglichen Wahl aufgerufen. Dort war - wenige Tage vor dem eigentlichen Wahltermin - eine Direktkandidatin der rechtsextremen NPD gestorben. Für sie musste ein Kandidat nachnominiert worden.