Großbritannien Erneute Schlappe für Boris Johnson: Tories verlieren zwei wichtige Nachwahlen

Britischer Premier Boris Johnson
Boris Johnson verliert an Rückhalt bei Wählern und in der eigenen Partei
© Alberto Pezzali / DPA
Die konservative Partei des britischen Premierministers Boris Johnson hat bei zwei Nachwahlen schwere Niederlagen eingesteckt. Die Wahlen galten als Stimmungstest für den Regierungschef.

Für den britischen Premierminister Boris Johnson bleibt es weiter ungemütlich: Seine Partei, die konservativen Tories hat bei zwei Nachwahlen schwere Niederlagen erlitten: Am Donnerstag unterlag sie sowohl im Wahlkreis Tiverton and Honiton im Südwesten Englands als auch im Wahlkreis Wakefield in Nordengland bei Nachwahlen für je einen Sitz im britischen Unterhaus.

Besonders schmerzhaft ist die Niederlage in Tiverton and Honiton: Die Konservativen hatten den Parlamentssitz für den Wahlkreis seit mehr als hundert Jahren inne. Sie verloren ihn nun laut am frühen Freitagmorgen veröffentlichten offiziellen Ergebnissen an die Liberaldemokraten, die 6000 Stimmen Vorsprung hatten. Im nahe Leeds gelegenen Wakefield setzte sich die Labour-Partei durch, die wichtigste Oppositionspartei des Landes. Sie hatte einen Vorsprung von knapp 5000 Wählerstimmen.

Stimmungstest für Boris Johnson

Die Wahlen hatten als Stimmungstest für Johnson gegolten, der wegen der Affäre um Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns stark unter Druck steht. Der Premierminister hatte bereits am Wahltag erklärt, er werde im Falle von Niederlagen nicht zurücktreten. Er befand sich am Donnerstag beim Commonwealth-Gipfel in Ruanda.

Labour-Chef Keir Starmer deutete den Ausgang der Nachwahl in Wakefiled nun als Zeichen dafür, dass seine Partei auch die nächsten landesweiten Wahlen 2024 gewinnen könne. "Wakefield hat gezeigt, dass das Land das Vertrauen in die Tories verloren hat", erklärte Starmer. "Das Ergebnis ist ein klares Urteil über eine konservative Partei, der die Energie und die Ideen ausgegangen sind."

Zwei Sex-Skandale führten zu Nachwahlen

Die Nachwahl in Tiverton and Honiton war nötig geworden, weil der Abgeordnete Neil Parish sich im April nach Beschwerden darüber zurückgezogen hatte, dass er im Parlament auf seinem Mobiltelefon Pornos geschaut hatte. Die Nachwahl in Wakefield wurde angesetzt, nachdem sich der Abgeordnete Imran Ahmad Khan nach seiner Verurteilung wegen eines sexuellen Übergriffs auf einen 15-jährigen Jungen zurückgezogen hatte. 

Die Tories hatten bereits im Dezember eine Nachwahl in dem als Konservativen-Hochburg geltenden Wahlkreis North Shropshire verloren.

AFP
tis