Vor wenigen Wochen erst beschloss die Bundesregierung, einen Nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt zu einzuführen. Dieser knüpft an den Europäischen Gedenktag an, den die EU nach den Bombenanschlägen in Madrid am 11. März 2004 eingeführt hatte.
Terrorismus hat großes Leid verursacht
"Wir wollen, dass das Schicksal der Opfer und ihrer Angehörigen uns allen in Staat und Gesellschaft bewusster ist", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Februar. Terroristische Taten wie das islamistische Attentat am Berliner Breitscheidplatz und die rechtsterroristischen Anschläge in Halle und Hanau hätten in der Nachkriegsgeschichte großes Leid verursacht.
Die Politikerin rief anlässlich des ersten Gedenktages dazu auf, nach terroristischen Angriffen statt der Täter die Opfer in den Mittelpunkt zu rücken. "Nicht die Täter, sondern die Opfer müssen in unserer Erinnerung bleiben – mit ihren Namen, mit ihren Lebensgeschichten, mit ihren Schicksalen", betonte sie am Donnerstag noch einmal.
Mehr Unterstützung für Opfer von Terrorismus
"Für das Vertrauen in unsere Demokratie und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist es wichtig, dass sich alle staatlichen Stellen mit Empathie, Sensibilität und bestmöglicher Unterstützung um die Opfer terroristischer Gewalt kümmern", betonte Faeser. "Auch hierfür möchte die Bundesregierung mit dem Gedenktag ein stärkeres Bewusstsein schaffen."
Der Tag sei zugleich "eine Mahnung, mit aller Entschlossenheit gegen terroristische Bedrohungen vorzugehen, für eine bestmögliche Prävention zu sorgen, Radikalisierungen zu verhindern und jedem Menschenhass entgegenzutreten", fügte die Innenministerin hinzu. "Unsere Sicherheitsbehörden haben die aktuellen Bedrohungslagen sehr genau im Blick, um konsequent einzugreifen und Extremisten zu stoppen, bevor sie Gewalttaten begehen."

Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) erklärte, größere Aufmerksamkeit und Konsequenz der Strafverfolgung "schon gegen die Vorstufen des Mordens, gegen Drohungen und Gewaltpropaganda im Netz", stünden weit oben auf der Agenda. "Wut und Wahn begegnen wir, indem wir zusammenrücken", fügte er hinzu. "Spaltung durch Terror – das wird nicht gelingen."

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"Terroranschläge richten sich gegen uns alle"
Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober (FDP), erklärte: "Terroranschläge richten sich gegen uns alle, gegen unsere Werte der Pluralität und Religionsfreiheit, gegen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit." Das Leiden der Menschen sei keineswegs deren Privatsache, sondern Sache aller: "Der Gedenktag soll die Botschaft aussenden, dass dieser Staat den Opfern zur Seite steht, weil sie stellvertretend für unseren Staat zu Opfern gemacht wurden."
Der FDP-Politiker fordert, die psychische Betreuung nach Anschlägen zu verbessern. Das Ziel, Trauma-Ambulanzen auszubauen, sei zwar gesetzlich vereinbart, "aber das muss auch in die Praxis umgesetzt werden". Kober forderte mehr geeignete therapeutische Angebote, um Terroropfer auch langfristig psychisch unterstützen zu können. Hier bräuchte es mehr Angebote in der Fläche.
Angriff auf die Ukraine – Gesichter des Krieges

Zudem sei es wichtig, dass Behörden wie Versorgungsämter oder Polizei besser für den sensiblen Umgang mit Betroffenen geschult würden: "Die sachliche Nüchternheit des Rechts trifft nach Anschlägen auf Menschen, die emotional hoch belastet und traumatisiert sind – da kommt es ganz schnell zu Missverständnissen und Verletzungen der Vertrauensbasis." Kober setzt sich auch für ein besseres Fallmanagement bei der finanziellen Versorgung von Opfern und deren Angehörigen ein.
Quellen: AFP, Bundesministerium des Inneren und für Heimat, dpa