Das Münchner Oberlandesgericht erwartet am Donnerstag eine Erklärung der Hauptangeklagten im #link;httphttp://www.stern.de/panorama/nsu-prozess-91594423t.html;NSU-Prozess,# Beate Zschäpe. Sie muss bis 14 Uhr begründen, warum sie ihren drei Pflichtverteidigern das Vertrauen entzogen hat. Hintergrund des Disputs zwischen Zschäpe und ihren Verteidigern ist offenbar eine grundlegende Meinungsverschiedenheit über die bisherige Verteidigungsstrategie. Zu dieser gehörte, dass Zschäpe konsequent schweigt und jede Aussage verweigert. Nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA möchte die Angeklagte aber aussagen, wobei unklar ist, in welchem Umfang.
Der Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler, Vertreter der Nebenklage, geht davon aus, dass Zschäpe mit der Trennung von ihren Verteidigern auf die schwindenden Chancen im Verfahren reagiert. "Ich sehe die Anklageschrift der Bundesanwaltschaft nach 128 Verhandlungstagen voll bestätigt", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Anklage als Mörderin sei richtig. "Zschäpe muss richtigerweise davon ausgegangen sein, dass es auf eine Verurteilung hinausläuft." Ein Hinweis darauf sei die Vernehmung des Rechtsextremisten und langjährigen V-Manns Tino Brandt. Letzterer habe ihre Rolle als eigenständige Akteurin betont. Der andere Hinweis sei die kürzlich gescheiterte Haftbeschwerde des mitangeklagten Ralf Wohlleben.
Sie informierte zuerst einen Wachmann
Zschäpe hatte sich am Mittwochmittag einem der Wachbeamten offenbart, der das Gericht über ihre Erklärung informierte. Die laufende Vernehmung des Zeugen Brandt wurde abgebrochen. Der für Donnerstag anberaumte Verhandlungstermin entfällt. Die Termine für die kommende Woche hielt das Gericht zunächst aufrecht.
Eine Sprecherin des Gerichts sagte, das Gericht werde prüfen, ob die Gründe Zschäpes stichhaltig seien. Außerdem müssten ihre Anwälte dazu schriftlich Stellung nehmen. Zschäpes Verteidiger sind vom Gericht bestellte Pflichtverteidiger. Sie kann sie darum nicht auf eigenen Wunsch entlassen. Vielmehr muss sie das Gericht überzeugen, dass das Vertrauensverhältnis tatsächlich zerrüttet ist.
Zschäpe wird bisher von drei Rechtsanwälten verteidigt, den beiden Kölnern Wolfgang Heer und Anja Sturm und dem Koblenzer Strafverteidiger Wolfgang Stahl. Sie wird der Mittäterschaft an sämtlichen Verbrechen des NSU beschuldigt. Die Neonazi-Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" hatte neun Menschen ausländischer Herkunft und eine Polizistin ermordet. Zudem werden ihr zwei Sprengstoffanschläge und mehrere Banküberfälle zur Last gelegt.