Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich erstmals für eine kräftige Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro ausgesprochen. "Ich bin klar dafür, den Mindestlohn erst auf 14 Euro, dann im nächsten Schritt auf 15 Euro anzuheben", sagte Scholz in einem Interview mit dem stern. Der Kanzler verknüpfte seine Forderung mit harter Kritik an der Mindestlohnkommission. "Nach der Anhebung auf 12 Euro zu Beginn dieser Wahlperiode haben einige Mitglieder der Mindestlohnkommission, die die jährlichen Anhebungen vornehmen soll, leider mit der sozialpartnerschaftlichen Tradition gebrochen, einvernehmlich zu entscheiden. Die Arbeitgeber haben nur auf einer Mini-Anpassung beharrt. Das war ein Tabubruch", sagte Scholz. Im Moment liegt der Mindestlohn bei 12,41 Euro.
In der Debatte um die 4-Tage-Woche attackierte der Kanzler all jene Experten, die meinten, die Deutschen seien zu faul. "Es ist nicht in Ordnung, wenn Vertreter aus einer gewissen Elite so über die Beschäftigten in Deutschland zu sprechen. Wer solche Behauptungen in die Welt stellt, sollte sich was schämen", kritisierte Scholz. Allein im vergangenen Jahr seien 1,3 Milliarden Überstunden geleistet worden. "Wer da von Faulheit spricht, hat aus meiner Sicht nicht mehr alle Latten am Zaun." Auf die Frage, ob er mit seiner Kritik auch Vertreter der FDP meine, sagte der SPD-Politiker: "Ich halte solche Äußerungen für ungerechtfertigt und schädlich, egal, wer sie tätigt."