Rente ab 67 Rüstig gegen Rentenpläne

Der Sozialverband VdK hat Proteste gegen die Regierungspläne zur schnelleren Einführung der Rente ab 67 angekündigt. Die frühere Einführung bedeute für viele Menschen eine faktische Rentenkürzung.

"Wir werden dafür Kämpfen, dass dieser Kabinettsbeschluss nie Gesetz werden wird", sagte Verbandspräsident Walter Hirrlinger der "Passauer Neuen Presse". Das Regierungsvorhaben sei eine "kleine Katastrophe". "Wenn das Rentenalter noch einmal um zwei Jahre heraufgesetzt wird, bedeutet das weitere Abschläge und zusätzliche Rentenkürzungen von 3,6 Prozent pro Jahr." Die Kürzungen für die Rentner addierten sich damit auf bis zu 7,2 Prozent. Bei einer durchschnittlichen Zugangsrente von 846 Euro bei Männern werde beim Abzug der Kranken- und Pflegeversicherung gerade die Grenze der Grundsicherung erreicht, sagte der VdK-Präsident. Zugleich forderte er eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft, damit Arbeitnehmer länger in Beschäftigung bleiben könnten.

Rente ab 67 bedeute Rentenkürzung

"Die Wirtschaft - allen voran die großen Konzerne - beschäftigt schon heute selten Mitarbeiter bis zum 65. Lebensjahr", so der VdK-Präsident. Das werde sich auch bei einer Verschiebung des Renteneintrittsalters nicht ändern. "Viele Arbeitnehmer werden daher nicht bis zum Regelalter in die Rentenkasse einzahlen können und entsprechend niedrigere Renten erhalten."

Über eine Selbstverpflichtung sollte die Wirtschaft aus Sicht des VdK dafür sorgen, dass alle Angestellten die wollen, tatsächlich bis 65 arbeiten können. "Wenn so eine Verpflichtung nicht greift, sollte der Gesetzgeber für eine Regelung sorgen", sagte Hirrlinger. Denkbar sei etwa die Einführung einer Solidarabgabe an die Rentenkasse bei Frühverrentungen. Das Renteneintrittsalter liege heute bei 62 bis 63 Jahren und nicht bei den gesetzlichen 65 Jahren. "Erst wenn 64 Jahre der Standard sind, können wir anfangen, uns über eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit unterhalten."

"Manche Mittelständler stellen mittlerweile ältere Arbeitnehmer ein, weil die viel Erfahrung haben und leistungsfähiger sind als junge - daran sollten sich alle Betriebe ein Vorbild nehmen", meinte Hirrlinger.

Auch Verdi kritisiert Vorhaben

Auch die Gewerkschaft Verdi kritisierte das Vorhaben erneut. "Wenn nicht gleichzeitig mehr Arbeitsplätze für Ältere und altersgerechtes Arbeiten geschaffen werden, ist das Ganze nur ein weiteres Programm zur Absenkung der Renten", sagte die Vizevorsitzende Margret Mönig-Raane der "Berliner Zeitung".

Das Bundeskabinett hatte sich am Mittwoch auf einen Vorschlag von Arbeitsminister Franz Müntefering verständigt, wonach das Rentenalter ab dem Jahr 2012 schrittweise bis zum Jahr 2029 auf 67 Jahre angehoben werden soll. Dies sind sechs Jahre früher als im Koalitionsvertrag anvisiert.

DPA · Reuters
DPA/Reuters