Nach dem Rücktritt seiner Staatskanzleichefin Christine Haderthauer muss Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer möglichst rasch einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin präsentieren. CSU-intern wurde am Dienstag damit gerechnet, dass die strategisch wichtige Personalie bis zur ersten Kabinettssitzung nach der Sommerpause am kommenden Dienstag (9. September) klar ist.
Als denkbare Nachfolger wurden in CSU-Kreisen am Dienstag vor allem zwei junge Staatssekretäre gehandelt: Georg Eisenreich (Kultus) und Albert Füracker (Finanzen/Heimat). Genannt, aber für unwahrscheinlicher gehalten, wurde auch der heutige Umweltminister Marcel Huber, der das Amt in der Regierungszentrale schon einmal hatte. CSU-Europagruppenchefin Angelika Niebler ist nach Angaben aus Parteikreisen dagegen aus dem Rennen - sie wolle ihr neues, wichtiges Amt in Brüssel behalten.
Haderthauer war wegen der seit Wochen schwelenden "Modellbau-Affäre" am Montagabend "mit sofortiger Wirkung" zurückgetreten. Sie müsse sich nun auf die Klärung der aufgeworfen Fragen konzentrieren. Außerdem begründete Haderthauer ihren Rücktritt damit, dass ihr Regierungsamt andernfalls von der Affäre komplett überlagert worden wäre. Sie sei aber weiterhin überzeugt, dass sie die juristischen Vorwürfe vollständig ausräumen könne, betonte die 51-Jährige.
Ihr Landtagsmandat will Haderthauer auch weiterhin behalten. Das stellte die Ingolstädterin am Dienstag klar.
Sondersitzung zum Fall Haderthauer
Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen Haderthauer. Hintergrund ist eine Anzeige, die der frühere Mitgesellschafter der Firma Sapor Modelltechnik eingereicht hat. Darin wirft der Geschäftsmann Roger Ponton Hubert und Christine Haderthauer vor, ihn um mehrere 10.000 Euro geprellt zu haben.
Die Firma verkaufte Luxus-Modellautos, die von Straftätern in der Psychiatrie hergestellt wurden. Haderthauer verteidigte dies vor einigen Wochen als ein "von Idealismus getragenes Engagement" – eine Äußerung, die auch Seehofer daraufhin umgehend deutlich kritisierte.
Für den 16. September hat die Opposition eine Sondersitzung des Landtags zum Fall Haderthauer durchgesetzt. Zudem soll ein eigens eingerichteter Untersuchungsausschuss offene Fragen klären.