Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) hat wegen der sogenannten Modellbau-Affäre ihren Rücktritt erklärt. Das gab die CSU-Politikerin am Montagabend bei einem kurzfristig anberaumten Pressetermin in München bekannt.
Sie habe Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ihren Entschluss mitgeteilt, sagte Haderthauer. Die Staatsanwaltschaft München hatte gegen die 51-Jährige Anfang August ein Ermittlungsverfahren eröffnet, um einen Betrugsvorwurf gegen die Politikerin zu überprüfen.
Haderthauer steht seit Längerem wegen der Affäre in der Kritik. Hintergrund ist eine Anzeige, die der frühere Mitgesellschafter des Unternehmens Sapor Modelltechnik eingereicht hat. Darin wirft der französische Geschäftsmann Roger Ponton dem Ehepaar Hubert und Christine Haderthauer vor, ihn um mehrere 10.000 Euro geprellt zu haben.
Ermittlungen wegen Betrugsverdacht
Konkret geht es um die Frage, ob die Gewinne der Haderthauer-Firma Sapor Modelltechnik gegenüber dem Finanzamt und dem früheren Gesellschafter Ponton bewusst geschmälert wurden. Insgesamt geht es nach Ermittlungen der Steuerfahndung um einen Betrag in Höhe von 143.500 Euro, den das Ehepaar Haderthauer den Behörden wie auch Ponton verschwiegen haben könnte. Augsburger Steuerfahnder hatten am 21. Mai das Haus der Haderthauers in Ingolstadt durchsucht.
Ponton hatte 2011 von dem Ehepaar 20.000 Euro Abfindung für seinen Anteil erhalten hatte. Er glaubt, dass sein Anteil das Doppelte bis Dreifache wert war.
Christine Haderthauer war Anfang der 1990er Jahre als Gesellschafterin in die Firma eingestiegen, für die psychisch kranke Straftäter in Krankenhäusern zu Niedriglöhnen Modellautos bauten. Hauptkonstrukteur war ein dreifacher Mörder, den Haderthauers Ehemann Hubert als Arzt im Maßregelvollzug kennengelernt hatte (stern berichtete). Der Vertrieb der mindestens 15.000 Euro teuren Modellautos lag bis 2008 in den Händen der Haderthauers, bei ihnen blieb das Gros des Profits.
Opposition forderte Haderthauers Entlassung
Seehofer hatte wiederholt Haderthauers Krisenmanagement in Zusammenhang mit ihrem Engagement bei dem Modellautohersteller kritisiert, sich aber ansonsten hinter seine Ministerin gestellt.

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Die Landtags-Opposition hatte Seehofer mit einem gemeinsamen Antrag aufgefordert, seine Staatskanzleichefin zu entlassen. Für den 16. September war auf Initiative von SPD, Freien Wählern und Grünen eine Sondersitzung des Parlaments zum Fall Haderthauer geplant.