Klimaaktivisten haben am frühen Samstagmorgen in Berlin und Mannheim zwei Kraftwerke besetzt, um für einen schnelleren Kohleausstieg zu demonstrieren. In Berlin-Moabit befanden sich mehrere Menschen auf den Türmen des Kraftwerks, wie ein Reporter der Deutschen Presseagentur (DPA) am Samstagmorgen berichtete. Sie hatten ein Transparent mit der Aufschrift "Wer uns räumt, ist für Kohle!" entrollt. Rund 20 Personen seien auf das Gelände eingedrungen, sagte ein Polizeisprecher.
Mit ihrer Aktion fordern die Aktivisten unter anderem "ein Ende des fossilen Kapitalismus", wie die Aktionsgruppe "Direkte Aktion Berlin" mitteilte. Im 1900 erbauten Heizkraftwerk Moabit wird Steinkohle und seit 2013 auch Biomasse verfeuert. Betreiber des Kraftwerks am Friedrich-Krause-Ufer ist der schwedische Energiekonzern Vattenfall.
Bundesregierung plant Kohleausstieg erst ab 2035
In Mannheim verschafften sich fünf bis sechs Menschen Zugang zum Gelände des Steinkohlekraftwerks. Laut Polizei stiegen die Aktivisten auf das Dach einer Kohleförderanlage. Das Förderband des Kraftwerksblocks sei gestoppt worden.
Aktivisten hatten den Betrieb des Meilers immer wieder kritisiert und das Großkraftwerk als "Klimakiller" bezeichnet. Vor einem Jahr waren etwa 100 Menschen in das Areal des Kraftwerks eingedrungen. Damals blockierten sie die Zufahrt und ein Förderband.
Betreiber des Kraftwerks in Mannheim sind die drei Energiekonzerne RWE (Essen), EnBW (Karlsruhe) und MVV (Mannheim). 2015 ging der 1,2 Milliarden teure Block 9 ans Netz. Er hat eine Leistung von knapp 2150 Megawatt.
Der Bund und die Länder mit Braunkohleförderung hatten sich Anfang dieses Jahres auf einen Fahrplan für die Abschaltung von Kohlekraftwerken geeinigt. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass das Ende der Kohleverstromung in Deutschland möglicherweise um einige Jahre vorgezogen wird.
Ursprünglich war als Enddatum für den Kohleausstieg das Jahr 2038 anvisiert. Laut der neuen Vereinbarung solle geprüft werden, ob der Ausstieg möglicherweise schon drei Jahre früher abgeschlossen werden kann.