Mit ihrer Wahl zur Generalsekretärs-Kandidatin hat Andrea Nahles ihre Partei, die SPD, in eine Krise gestürzt: Parteichef Franz Müntefering tritt zurück und plötzlich stehen die Sozialdemokraten ohne Kopf da. Immerhin: Mit Matthias Platzeck wurde nur einen Tag später ein angesehner Ersatz gefunden. Anderthalb Tage später gibt Nahles bekannt, dass sie den Posten nun doch nicht mehr will.
Aufgrund ihrer Rolle als ungewollte "Königsmörderin" wurde der SPD-Linken selbst der politische Tod prophezeit. Doch der designierte Parteichef Platzeck hat sich offenbar für Wieczorek-Zeul-Lösung entschieden.
Nahles-Unterstützerin gibt auf
Heidemarie Wieczorek-Zeul, stellvertretende Parteivorsitzende und Nahles-Unterstützerin, war in der Debatte unter Druck geraten, da sie zuvor ihren Posten nicht für Nahles räumen wollte. Mit dem Verzicht hätte der Streit um das Amt des Generalsekretärs vermieden werden sollen. Nach dem Eklat hat Wieczorek-Zeul angekündigt auf ihr Amt zu verzichten. Dieser Vorstandsstuhl ist nun frei und soll von Andrea Nahles besetzt werden. Es heißt, Platzeck werde sie demnächst als stellvertretende Parteivorsitzende vorschlagen.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hatte am Dienstag nach einem Treffen mit Platzeck erklärt, Nahles sei für eine wichtige Rolle in der neuen SPD-Führung vorgesehen.
Nicht sicher ist jedoch, ob die Delegierten des SPD-Parteitags eine Kandidatur von Nahles mittragen werden. Die Parteirechte nannte sie auch als stellvertretende Vorsitzende untragbar. Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs, sagte der ARD vor der Entscheidung über Nahles' neue Rolle, es dürfe keine Belohnung für die "Königsmörderin" geben. "Ich halte es für absurd, dass jemand als Königsmörderin belohnt wird, der mit seiner Sturheit die Partei in die Krise geführt hat."
Gegen eine solche Lösung könnte auch sprechen, dass mit Beck und Nahles gleich zwei Politiker aus dem relativ kleinen SPD-Verband Rheinland-Pfalz in der engsten Führung vertreten wären.
Zwar ist nun eine Lösung für Andrea Nahles gefunden worden, doch einen Generalsekretär in spe gibt es immer noch nicht. Zumindest steht ein Kandidat noch nicht endgültig fest, wie es in Kreisen der SPD heißt. Es liefen Gespräche mit mehreren Kandidaten. Der in diesem Zusammenhang auch genannte designierte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel bekam Unterstützung, den Posten zu übernehmen. Der Sprecher der brandenburgischen Bundestagsabgeordneten, Peter Danckert, sagte der "Netzeitung", Gabriel sei einer der "wenigen Hoffnungsträger" in der SPD und auch für dieses Amt geeignet.