Spitzel-Verdacht Seehofer feuert seinen Büroleiter

Auf diesem Posten darf keiner lange bleiben: Binnen zwölf Monaten hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer zum zweiten Mal seinen Büroleiter gefeuert. Mit sofortiger Wirkung und einem Disziplinarverfahren am Hals ist Markus Zorzi aus der Staatskanzlei geflogen - er soll einem Rivalen nachspioniert haben.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ist wieder mal auf der Suche. Allerdings nicht nach einem politischen Gegner, sondern nach einem neuen Büroleiter. Im Juni 2009 hatte der CSU-Chef bereits den damaligen Stelleninhaber Gerhard Reichel völlig unerwartet gefeuert. Angeblich hatte sich Seehofer zu oft über dessen Terminplanung geärgert. Der neue Mann, der alles richten sollte, hieß Markus Zorzi. Der hatte 2004 die Leitung der CSU-Landesgeschäftsstelle übernommen und durfte im Dezember vergangenen Jahres in die Staatskanzlei wechseln.

Lange auf dem Stuhl konnte sich der 44-Jährige allerdings nicht halten. Seehofer feuerte Zorzi nach nur drei Monaten. Der gelernte Jurist soll versucht haben, auf den Computer seines Nachfolgers in der CSU-Landesgeschäftsstelle zuzugreifen, wie "Münchner Merkur" und "Abendzeitung" in ihrer Mittwochsausgabe berichten. Dem "Münchner Merkur" zufolge hackte Zorzi das Mail-Konto seines Rivalen Bernhab Schwab, "offenbar um weiterhin an Interna aus der Parteizentrale zu kommen".

Die Staatskanzlei erklärte dazu, der Büroleiter sei wegen eines Dienstvergehens von seinen Aufgaben entbunden worden. Und: "Ein Disziplinarverfahren wird eingeleitet".

Der dritte Kandidat ist ausgemacht

Letzteres erinnert an einen weiteren unrühmlichen Abgang aus der bayerischen Staatskanzlei. Vor gerade einmal drei Jahren soll CSU-Landrätin Gabriele Pauli von einem der Spitzenbeamten ausspioniert worden sein, der ebenfalls gefeuert wurde. Der Fall trug erheblich zum parteiinternen Putsch gegen den damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber bei.

Wie auch immer: Laut "Münchner Merkur" hat Seehofer den nunmehr dritten Kandidaten an seiner Seite bereits ausgemacht. Hubert Bittlmayer soll es richten, der das Büro interimsweise schon mal geleitet hatte - und die Aufgabe ebenfalls wieder abgeben musste.

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chs/DPA