Er hatte die Umzugskartons in der Wiesbadener Staatskanzlei bereits gepackt - jetzt ist Roland Koch, CDU, wieder obenauf. Nach der jüngsten Forsa-Umfrage im Auftrag des stern und der "Frankfurter Rundschau" könnte Koch, wären jetzt Neuwahlen in Hessen, mit einer satten Mehrheit für ein schwarz-gelbes Bündnis rechnen: Die CDU würde 42 Prozent erzielen, die FDP 13 Prozent. Die SPD würde dramatisch auf 23 Prozent abstürzen, die Linke käme auf 6 Prozent, die Grünen auf 12 Prozent. Mit einem solchen Ergebnis könnte Koch sorglos weiterregieren.
Auch bei den persönlichen Sympathiewerten kann Koch aufholen. Könnten die Hessen ihren Ministerpräsidenten direkt wählen, würden sich 44 Prozent für Koch entscheiden - und nur 24 Prozent für seinen sozialdemokratischen Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel. Dass der Abstand nicht noch größer ist, liegt nach Ansicht vorn Forsa-Chef Manfred Güllner in der Person Koch begründet. "Koch wird wegen seiner Fähigkeiten geachtet, aber er wird nicht geliebt", sagt Güllner im Interview mit stern.de. "Insofern ist das für ihn ein akzeptabler Wert. Aber es ist kein Wert für einen richtigen Landesvater."
Koch nach Berlin, Ypsilanti nachhause
Dass Koch dauerhaft in Hessen bleiben wird, glauben indes die wenigsten. 63 Prozent der Befragten meinen, dass er versuchen werde, in die Bundespolitik zu wechseln. Selbst unter den CDU-Anhängern glauben 54 Prozent, dass Koch bei Gelegenheit sein Ticket nach Berlin einlöst. In der Hauptstadt wird Koch immer mal wieder als potentieller Wirtschafts- oder Finanzminister gehandelt. Andererseits ist auch sein angespanntes Verhältnis zur CDU-Vorsitzenden Angela Merkel bekannt. Koch gilt als möglicher Rivale Merkels beim Kampf um die Kanzlerschaft.
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Für die SPD ist die Lage in Wiesbaden fatal. Mit 23 Prozent verzeichnet sie im traditionell "roten" Hessen den schlechtesten bislang gemessenen Umfragewert. Forsa-Chef Güllner spricht von einem "totalen Absturz". Das Problem der Sozialdemokraten sei, dass sie es der Öffentlichkeit bislang nicht habe vermitteln können, mit Schäfer-Gümbel einen echten Neuanfang zu wagen. "Die klare Mehrheit sagt: Nee, das ist ja noch dasselbe wie unter Ypsilanti", erklärt Güllner. "An einen Neuanfang glaubt im Augenblick zumindest niemand." Dass vier SPD-Landtagsabgeordnete die Wahl der ehemaligen Spitzenkanidatin Andrea Ypsilanti verhindert haben, finden insgesamt 61 Prozent der Wahlberechtigten richtig. Selbst unter den SPD-Anhängern sind es 46 Prozent - ein klarer Hinweis auf die Zerissenheit der Partei. Auf die Frage, ob Ypsilanti Partei- und Fraktionsvorsitzende bleiben sollte, sagen 62 Prozent "Nein". Gleicher Ansicht waren 56 Prozent der SPD-Anhänger. Aller Voraussicht nach wird Ypsilanti aber erst nach der Wahl am 18. Januar von ihren Ämtern zurücktreten.
Wunschkoalition schwarz-gelb
Auch bei den Wunschkoalitionen der Hessen ist laut Forsa ein eindeutiges Meinungsbild zu verzeichnen. 30 Prozent der Befragten wollen ein schwarz-gelbes Bündnis, nur 16 Prozent eine rot-grüne Regierung. Eine Große Koalition zwischen CDU und SPD ist für acht Prozent wünschenswert, eine rot-rot-grüne Allianz hat eine Zustimmung von nur fünf Prozent. Unterboten wird dieser Wert nur noch von der Zustimmung zu einer SPD-Alleinregierung - darauf hoffen gerade mal zwei Prozent der Befragten.
Allerdings sind diese Zahlen nicht in Stein gemeißelt. Denn insgesamt sagen nicht weniger als 46 Prozent der Befragten, dass sie ihre Entscheidung für eine Partei bis zur Wahl nochmal überdenken könnten. Hinzu kommt der Anteil der Wähler, die ohnehin unentschlossen sind. Nach der aktuellen Umfrage, resümiert Güllner, habe die CDU eine "gute Ausgangslage", besser als bei den vorangegangenen Landtagswahlen im Januar 2008. Davon könne sie profitieren - "wenn Koch nicht wieder Fehler macht."