Terror-Gefahr in Deutschland Innenminister warnt vor "Alarmismus"

Keine gesteigerte Besorgnis: Bundesinnenminister Thomas de Maizière lässt sich von der Meldung, Islamisten hätten Anschläge auf Ziele in Berlin geplant, nicht aus der Ruhe bringen. Es gebe keine konkreten Hinweise auf bevorstehende Attentate.

Nach einem US-Fernsehbericht über konkrete Anschlagsziele islamischer Terroristen in Berlin hat die Bundesregierung vor Panikmache gewarnt. "Für Alarmismus besteht jedenfalls zurzeit kein Anlass", sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Montag in Berlin. Es gebe weiterhin keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland. Die abstrakte Terrorgefahr für Deutsche im In- und Ausland sei aber immer noch hoch.

Der US-Sender Fox News hatte berichtet, dass in Berlin der Fernsehturm, der Hauptbahnhof und das Hotel "Adlon" am Brandenburger Tor im Visier der Terroristen seien. De Maizière sagte, diese möglichen Anschlagsziele seien bereits vor etwa einem Jahr genannt worden. Es gebe hier keinen neuen Sachstand. Der Minister betonte aber auch: "Wir nehmen alle Hinweise ernst und gehen ihnen mit hoher Intensität nach."

Der US-Sender hatte als weitere mögliche Ziele den Eiffelturm, die Kathedrale Notre Dame in Paris und die britische Königsfamilie genannt. Die USA hatten zuvor - offenbar nach Vernehmungen eines in Afghanistan gefangen genommenen deutsch-afghanischen Islamisten - ihren Sicherheitshinweis für Reisen nach Europa verschärft, aber nicht ausdrücklich davor gewarnt. Großbritannien verschärfte seine Hinweise für Reisen nach Deutschland und Frankreich. Paris sieht aber wie Berlin keine veränderte Gefährdungslage.

De Maizière: Hinweise seit 2009 bekannt

Seit Wochen wird ein Deutsch-Afghane von Ermittlern im US-Militärgefängnis Bagram nördlich von Kabul festgehalten. Ein Teil der Informationen zu den angeblichen Anschlagszielen soll von ihm stammen. Der Mann gehört zu einer Gruppe von Hamburger Islamisten, die im März 2009 in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet gereist war, um sich dort in Terrorcamps ausbilden zu lassen. Die Islamisten der sogenannten "Hamburger Gruppe" hatten sich vor ihrem Aufbruch in der Hamburger Taiba-Moschee getroffen. Als Al-Quds-Moschee war das später umbenannte Zentrum schon Anlaufpunkt für die Todespiloten vom 11. September 2001 und ihre Komplizen.

De Maizière sagte, bereits seit Frühjahr 2009 gebe es Hinweise, dass das Terrornetzwerk al-Kaida längerfristig plane, Anschläge in den USA, in Europa und auch in Deutschland zu begehen. Diese Hinweise würden mit der "gebotenen Intensität, mit der gebotenen Sensibilität und mit dem Wissen" um die Gefährder, die sich in Deutschland aufhielten, analysiert und bewertet. "Wir nutzen alle zur Verfügung stehenden Erkenntnisquellen", sagte der Minister.

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) schloss sich bei der Einschätzung der Terrorgefahr dem Bundesinnenministerium an. "Die Berliner Verfassungsschutzbehörden und die Polizei haben keine eigenen Erkenntnisse über Gefahren durch mögliche Terroristen, wie sie zurzeit gemeldet werden", sagte er am Montag in Berlin.

Nach Einschätzung der Tourismusorganisation Visit Berlin schrecken die jüngsten Warnungen US-Reisende nicht ab, die deutsche Hauptstadt zu besuchen. "Weder Geschäftsreisende noch Touristen lassen sich davon beeindrucken", sagte Visit-Berlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker.

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Bettina Grachtrup, DPA