Der Schlichterspruch zum milliardenschweren Bahnprojekt "Stuttgart 21" hat die Proteste gegen das Vorhaben kaum eindämmen können. Mehrere Tausend Menschen haben am Montagabend in der baden-württembergischen Hauptstadt wieder gegen das Projekt demonstriert. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich trotz eisiger Temperaturen rund 3000 Menschen an der Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. Die Organisatoren sprachen von 8000 bis 9000 Teilnehmern. Den Behörden zufolge gab es keine nennenswerte Zwischenfälle.
Allerdings zogen nach der 55. sogenannten Montagsdemonstration laut Polizei einige hundert Demonstranten in einer nicht angemeldeten Aktion zum Schlossgarten, eine andere Gruppe mit bis zu 100 Aktivisten zog zum Landtag. Es kam zu Verkehrsbehinderungen. Es war die erste "Monatgsdemonstration" nach dem Schlichterspruch von Heiner Geißler vergangene Woche.
Protestwille ist ungebrochen
Tausende Projektgegner hatten bereits am vergangenen Samstag auf einer Großkundgebung vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof erneut gegen das milliardenschwere Bauvorhaben protestiert. Nach der anschließenden Demonstration war es laut Polizei zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und anschließend zu Rangeleien vor dem Neuen Schloss gekommen. Ein Beamter hat laut Sprecher Petersen Pfefferspray eingesetzt, weil Polizisten bei der Festnahme geschoben und getreten worden seien. Drei Personen seien wegen Augenreizungen behandelt worden, hieß es.
Sowohl Gegner als auch Befürworter des umstrittenen Bahnprojekts kündigten weitere Großkundgebungen vor dem Jahreswechsel in der Stuttgarter Innenstadt an. Die Projekt-Befürworter wollen nach eigenen Angaben am 18. Dezember auf dem Kleinen Schlossplatz demonstrieren. Die Kundgebung der Projektgegner soll am 11. Dezember vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof unter dem Motto "Stuttgart ist überall - Ndin zu Stuttgart 21" stattfinden. Anschließend soll es einen Protestzug durch die Innenstadt geben.
Schlichter Heiner Geißler hatte sich vergangene Woche prinzipiell für den Bau des umstrittenen Tiefbahnhofs ausgesprochen - falls es der Bahn noch gelingt nachzuweisen, dass er tatsächlich deutlich leistungsfähiger ist als der bestehende Kopfbahnhof.