Umfrage zum öffentlichen Dienst Deutsche sehnen sich nach starkem Staat

Mehr Staat oder lieber weniger? Die Bürger wünschen sich einen starken Staat, zweifeln aber an dessen Durchsetzungskraft gegenüber Großkonzernen. Der Beamtenbund sieht eine Gefahr für die Demokratie.

Mit der Krise auf dem Bankensektor und in Europa ist in Deutschland der Wunsch nach einem starken Staat gewachsen. 83 Prozent der Deutschen halten eine starke Verwaltung für unerlässlich, 79 Prozent sehnen sich nach einem starken Staat, der die Bürger schützt. Das ergab die jährliche Forsa-Umfrage von Beamtenbund und Tarifunion, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Das Vertrauen, der Markt könne alles richten, ist in den vergangenen Jahren geschwunden. Allerdings haben 74 Prozent der Bürger den Eindruck, dass sich der Staat nicht gegen große Konzerne durchsetzen kann.

"Die Bürger in Deutschland wollen einen handlungsfähigen Staat", sagte der Chef des Beamtenbunds, #link;www.dbb.de/ueber-uns/bundesleitung/portrait-heesen.html;Peter Heesen#. "Sie haben aber das Gefühl, dass die Wirtschaft macht, was sie will." Das sei eine Gefahr für die Demokratie. "Das Primat der Politik muss wiederhergestellt werden, sonst wird ihre Legitimation - und damit auch die der öffentlichen Verwaltung - infrage gestellt", mahnte er. "Das darf nicht passieren."

Das Image des öffentlichen Dienstes ist der Umfrage zufolge weiter durchwachsen. Die Mehrheit der Bevölkerung hält die öffentliche Verwaltung - wie schon Vorjahren - für zu aufgebläht und teuer (75 Prozent) und für schwerfällig (81 Prozent). Die meisten Deutschen finden Beamte zwar pflicht- und verantwortungsbewusst, rechtschaffen und zuverlässig. Solche positiven Eigenschaften wurden im Vergleich zum Vorjahr aber etwas seltener genannt. Fast ein Fünftel der Bevölkerung meint immer noch, Beamte seien überflüssig.

Gesellschaftliches Ansehen der Beamten gestiegen

Das Image des Beamten hat sich seit der ersten Befragung 2007 allerdings insgesamt gebessert. Im Ranking verschiedener Berufe legte der "Beamte" im Allgemeinen um neun Prozentpunkte zu, liegt aber weiter im unteren Mittelfeld. Einzelne Jobs im öffentlichen Dienst schneiden in der Gunst der Bürger dagegen gut ab. Feuerwehrmänner haben im Wettbewerb mit anderen Berufen bei den Deutschen weiter das höchste Ansehen. Es folgen Kranken- und Altenpfleger, Ärzte, Erzieher und Polizisten. Das schlechteste Image haben Versicherungsvertreter, Werber, Mitarbeiter von Telefongesellschaften und Politiker.

Der Beamtenbund veröffentlicht die Umfrage seit 2007 jährlich. Für die aktuelle Ausgabe befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa rund 3000 Bürger, davon etwa 1000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes. Heesen beklagte, das Vertrauen der Angestellten im öffentlichen Dienst in die Politik habe abgenommen. Hier sei viel zu tun. In einigen Bereichen sei der öffentliche Dienst an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen, sagte er mit Blick auf den Personalabbau der vergangenen Jahre. Auch gehe der öffentlichen Verwaltung der Nachwuchs aus, es müssten mehr Migranten und Frauen für diese Berufe gewonnen werden. Der öffentliche Dienst habe große Aufgaben vor sich.

Heesen steht seit 2003 an der Spitze des Beamtenbunds, in wenigen Wochen zieht er sich jedoch aus der Führung zurück. Für den Gewerkschaftstag Mitte November in Berlin hat er auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Bislang gibt es zwei Bewerber für Heesens Nachfolge - Klaus Dauderstädt, seit 2003 einer der fünf Stellvertreter in der Bundesleitung des Dachverbandes, und Rolf Habermann, seit 2002 Landesvorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes.

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nw/DPA