Klimaaktivisten Werde erwachsen, Letzte Generation!

Junge Menschen in orangen Warnwesten sitzen zwischen Autos auf einer mehrspurigen Straße. Polizisten stehen hinter ihnen
Schon im Juli 2022 hatten Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation die Berliner Stadtautobahn blockiert
© Paul Zinken / DPA
Die Klimaaktivisten der Letzten Generation beklagen nach dem Unfalltod einer Radfahrerin "Hetze" eines "Mediensystems" gegen sich. In einem kleinen Punkt hat die Gruppe recht. Sie zeigt aber vor allem, dass sie keine Kritik erträgt.

Nach dem Tod einer von einem Betonmischer überrollten Radfahrerin, deren Rettung möglicherweise durch Klimablockaden behindert wurde, hat die Aktivistengruppe Letzte Generation dem "Spiegel" zufolge scharfe Kritik an den Medien geübt und weitere Proteste angekündigt. "Dass ein ganzes Mediensystem sich gegen uns wenden würde, damit haben wir nicht gerechnet", erklärte die Gruppe in einem Statement, aus dem der "Spiegel" zitiert.  

In dem Statement beklagt die Gruppe demnach eine "Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze" gegen sich und wirft der "Medienlandschaft" vor, dass sie die Umstände des Unfalls der Radfahrerin in Berlin "in dieser Form fiktiv aufbauscht und damit demokratischen Protest in einer Krisensituation delegitimiert".

Erstaunliche Klage der Letzten Generation

Das ist eine erstaunliche Erklärung von einer Gruppe, die die nun kritisierten Medien sonst gern für sich nutzt. Denn bei den Klebe-Aktionen – sei es auf der Straße, sei es in Museen – füttert die Letzte Generation die Medien ja gezielt und bewusst. Ohne die Medien wüsste niemand außer ein paar Autofahrern und Museumsbesuchern von den Aktionen der Letzten Generation.

Ich persönlich halte die Ziele der Gruppe für richtig und wichtig, die Aktionen aber für grenzwertig bis idiotisch. Die Aufmerksamkeit der Medien gehört zum Kalkül der Gruppe. Wenn es dann aber mal Kritik gibt, wird sofort "Hetze" eines "Mediensystems" beklagt. Erstaunlich ist dabei schon die Wortwahl: "Mediensystem" erwartet man ja doch eher im Spektrum von Querdenkern bis Rechtsextremen. Ja, die "Bild" wettert seit Wochen gegen die Klebe-Aktionen und schreibt inzwischen von "Klima-Kriminellen". Insgesamt dürften sich kritische Kommentare gemehrt haben. Aber dass sich ein "Mediensystem" gegen die Letzte Generation gewendet hätte, ist nun weit übertrieben. Wer solche Aktionen macht und nur Beifall erwartet, ist mindestens naiv.

Schuld am Unfall tragen andere

Die Festgeklebten haben sich hoffentlich vor ihren Aktionen Gedanken darüber gemacht, dass die Konsequenzen weitreichender sein können, als dass jemand zu spät zur Arbeit kommt. Ob ein früheres Eintreffen der Feuerwehr das Leben der Frau tatsächlich gerettet hätte, kann die Öffentlichkeit nicht beurteilen. Die Hauptschuld an diesem letztendlich leider tödlichen Verkehrsunfall liegt bei den Unfallbeteiligten. Das ist tatsächlich etwas, was in der Berichterstattung zu dem Unfall zu kurz gekommen ist. Nicht die Letzte Generation hat die Radfahrerin überfahren, sondern der Mensch am Steuer eines Betonmischers. Wen genau die Hauptschuld trifft, müssen Gutachter und Gerichte klären.

"Die verzichten lieber auf Demokratie": Blome und Augstein diskutieren über Klima-Protest
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© Lennart Preiss/ / Picture Alliance
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Zu dem Unfall heißt es in der Erklärung der Aktivistengruppe: "Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dass die Radfahrerin im Straßenverkehr verunglückt ist, ist furchtbar. Wir sind bestürzt und in Trauer". Es sei jedoch "an der Zeit, eine Grenze zu ziehen", ergänzt die Gruppe Letzte Generation mit Blick auf die Berichterstattung über sie.

Erwachsene vertragen Kritik

Leute, ein Mensch ist gestorben. Es geht gerade nicht um Euch und Eure Egos. Erwachsene verfügen über Selbstreflexion und Kritikfähigkeit. In Beidem hat die Letzte Generation auf jeden Fall noch Luft nach oben.

Weitere Quellen: AFP, "Spiegel.de".