Unionspolitiker fürchten um konservatives Profil Wenn links von der CDU die CDU sitzt...

So mancher Unionspolitiker fühlt sich derzeit fremd in der eigenen Partei: Klassisch-konservative Werte, so befürchten sie, spielten nach dem Abgang der konservativen Galleonsfiguren Koch und Merz eine immer geringere Rolle. Allen voran die CSU und CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach.

Angesichts der schlechten Umfragewerte der schwarz-gelben Koalition hat der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach seine Partei davor gewarnt, die Stammwähler zu vernachlässigen. Nichts spreche dagegen, neue Wählerschichten zu erschließen, aber viel spreche dagegen, die Stammwähler zu vernachlässigen, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Dienstag. Die CDU müsse das Konservative "deutlich machen anhand von politischen Projekten" - etwa bei den Themen Lebensschutz, Zuwanderung, Integration, innere Sicherheit. Zu einer konservativen Haltung gehörten zudem "Bodenständigkeit, Bürgernähe und ein unverkrampfter Patriotismus".

Die CSU-Spitze hatte zuvor auf ihrer letzten Vorstandssitzung vor den Sommerferien die ihrer Ansicht nach mangelnde konservative Ausrichtung der Schwesterpartei CDU kritisiert. Parteichef Horst Seehofer kündigte an, die CSU werde auf das Bürgerliche und Konservative auch künftig "sehr stark Wert legen". Auch Bosbach äußerte sich besorgt, dass sich konservative Stammwähler aus der CDU zurückziehen könnten. Bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl habe die Partei beispielsweise etwa 300.000 Menschen ans Nicht-Wähler-Lager eingebüßt, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Der Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner vom Emnid-Institut sagte dem Blatt, vor allem ältere, wertkonservative Stammwähler der Union wanderten ins Lager der Nichtwähler ab. Schöppner machte für die Entwicklung vor allem die Verluste profilierter Köpfe auf dem wirtschaftsliberalen und gesellschaftspolitisch konservativen Flügel verantwortlich. "Sozialdemokratisierte Politiker" wie Arbeitsministerin Ursula von der Leyen könnten den konservativen Flügel nach dem Rückzug von Politikern wie dem ehemaligen Unionsfraktionsvize Friedrich Merz und dem scheidenden hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (beide CDU) "nicht verkörpern".

AFP
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