Der nordrhein-westfälische Regierungssprecher Thomas Kemper sagte in der Zeitung "Die Welt", Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sei tief verärgert. Rüttgers selbst sagte dem Blatt, er wolle die Entscheidung der designierten Kanzlerin Angela Merkel über die Besetzung des Kabinetts nicht kommentieren. Das „Handelsblatt“ berichtete, hochrangige CDU-Politiker aus Nordrhein-Westfalen klagten, dass der mitgliederstärkste CDU-Landesverband keine Minister stelle, sei eine riesige Enttäuschung. Der Landesverband erwarte nun Kompensationsgeschäfte bei der Vergabe der Staatssekretärsposten.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Bosbach, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: "Ich hätte mich auch gefreut, wenn Nordrhein-Westfalen am Kabinettstisch vertreten gewesen wäre." Andererseits sei der Landesverband und mit Norbert Lammert als Bundestagspräsident und Ronald Pofalla als CDU-Generalsekretär "prominent dabei".
Merkel hatte am Montag die von der Union nominierten Minister vorgestellt. CSU-Chef Edmund Stoiber hatte den Machtkampf gegen Merkel um die Berufung der CSU-Minister gewonnen: Er setzte CSU-Vizechef Horst Seehofer als Ressortchef für Landwirtschaft und Verbraucherschutz durch. Merkel hatte versucht, den Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe, Michael Glos, zum Verteidigungsminister zu machen, um Seehofer zu verhindern.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Zöller (CSU), sagte der "Berliner Zeitung": "Wie es gelaufen ist, ist ärgerlich." Es sei nicht klar geworden, welches Ministerium die CSU wirklich haben wollte. "Wenn keine klare Linie erkennbar ist, dann wird der Partei auch keine Kompetenz zugesprochen." Die Stimmung in der CSU-Landesgruppe sei gedrückt. Von Stoiber verlangte Zöller, künftig Entscheidungen besser mit der CSU-Landesgruppe abzusprechen.