In der AfD rumort es: Die moderaten Parteimitglieder versuchen, sich gegen den Flügel um Björn Höcke zu wehren. stern-Redakteur Wigbert Löer hat Chats und interne Dokumente der AfD ausgewertet und berichtet aus dem Innenleben einer zerrissenen Partei.
Parteiinterne Grabenkämpfe "Dieser Chat ist fast schon ein Hilferuf" - stern-Reporter berichtet aus Whatsapp-Gruppe der AfD

© Martin Schutt/Roland Weihrauch / DPA
stern-Redakteur Wigbert Löer hat Zugang zu Whatsapp-Gruppen des AfD-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Im Video berichtet er, was die AfD-Politiker bewegt, warum ein Riss durch die Partei geht zwischen "moderaten" AfD-Mitgliedern und dem Rechtsaußen-Flügel um Björn Höcke und warum auch er und der stern immer mal Thema im AfD-Chat sind. Die Redaktion konnte viele Chats und andere interne Dokumente auswerten. Doch selten haben Äußerungen den Konflikt der Partei so gut sichtbar gemacht wie diese Plattform. Der stern und Wigbert Löer recherchieren seit Jahren über das Innenleben der AfD. Im Video gibt Löer einen Einblick in seine Arbeit über die AfD:
"Mein Name ist Wigbert Löer und ich bin investigativer Reporter beim stern. Wir haben heute auf unserer Online-Seite einen Whatsapp-Chat der AfD veröffentlicht und dokumentiert. Am Chat nehmen teil führende AfD-Politiker aus Nordrhein-Westfalen, Landtagsabgeordnete, aber eben auch des Landesvorstands. Insgesamt sind es mehr als 30 Personen. Und diesen Chat fanden wir sehr interessant, weil er fast schon wie ein Hilferuf ist. Es sind dort vor allem gemäßigte AfD-Politiker drin oder sagen wir besser: Leute, die sich selbst als gemäßigt oder moderat beschreiben würden. Sie setzen sich sehr viel auseinander mit dem sogenannten Flügel, der parteiinternen Gruppierung um Björn Höcke und Andreas Kalbitz, das sind die Hardliner, die zum rechten Rand der eh schon rechten AfD zählen. Das ganze ist - ich weiß gar nicht, ob man es als Machtkampf bezeichnen kann - schon ein hartes Ringen. Am Anfang wollten die Gemäßigten die Leute eher einbinden, aber zwischendurch verzweifeln sie regelrecht. Sie sagen: 'Man kann mit denen keine Absprachen halten!' Es gibt immer wieder Sachen, über die sie sich ärgern, am Ende sind sie aber kämpferisch und wollen die ganze Sache auch noch nicht aufgeben."
Löer: "Die Spannungen in der AfD steigen auf jeden Fall. Das liegt daran, dass eben eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz droht - mit Konsequenzen. Zum Beispiel könnten Leute, die im öffentlichen Dienst beschäftigt oder verbeamtet sind, sich von der Partei abwenden. Viele Polizisten oder Leute aus anderen Berufen könnten dann sagen: 'Das war's für mich!' Und um das abzuwenden hat der Bundesvorstand ja auch schon eine Arbeitsgruppe gebildet: Man will dieser drohenden Beobachtung durch den Verfassungsschutz entgehen. Es ist aber auch Thema hier in diesem Chat. Da wird davon gesprochen, dass einige aus dem Landesvorstand Nazis durchwinken würden. Andere sagen, sie hätten Mühe, das zu verhindern. Dann mischt sich wieder jemand ein und sagt: 'Mensch, wenn ihr das schreibt, dann könnt ihr das über den stern gleich dem Verfassungsschutz melden. Das ist eine ganz lustige Stelle. Dieser Mann hat sich in der Tat mit einem ehemaligen Präsidenten eines Amtes für Verfassungsschutz unterhalten und hat sich genau informiert und hat offenbar herausgefunden, dass diese Insider-Informationen, also jemand, der aus der AfD über interne Vorgänge der AfD berichtet, für den Verfassungsschutz sehr interessant wäre.
Löer: "Es geht um Allerlei, die ganz normale AfD-Agenda - weniger um Inhalte, sondern um das, was mit der Partei passiert. Es geht um Auftritte des ehemaligen sachsen-anhaltinischen AfD- Spitzenpolitikers André Poggenburg über den man sich aufregt. Es geht um die Junge Alternative, die ja gerade sehr im Fokus und in ein, zwei Landesverbänden schon aufgelöst worden ist. Da wird auch diskutiert, wie das in NRW läuft. Da fällt das Zitat, das wir über unseren Artikel zum Chat geschrieben haben, von einem Haufen Keller-Nazis und einigen Karteileichen, die dann übrigblieben, wenn jetzt die Vernünftigen aus der "Jungen Alternativen" gingen. Und lustigerweise kommt auch der stern manchmal vor.
Löer: "Ich habe mit den AfD-Leuten aus Nordrhein-Westfalen schon so eine kleine persönliche Geschichte. Wir haben damals 2016 - also noch zur Zeit von Marcus Pretzell, dem heutigen Ehemann von Frauke Petry - haben wir schon Chats auswerten und veröffentlichen können. Wir werden immer wieder genannt, wenn es darum geht, ob dieser Chat überhaupt geheim ist. Der ist natürlich intern, aber ich habe das Gefühl, die denken: 'Es kommt sowieso raus. Einer wird es rausstechen.' Und ich habe auch das Gefühl, es ist den Leuten eigentlich egal. Das was sie schreiben, wollen sie wissen. Ab und zu kriegt man auch mal einen mit als Medium, das für viele in der AfD als "links-grün versifft" gilt. Da geht es um eine Fahrt auf einem See im Sauerland, dem Möhnesee. Dort treffen sich Leute vom Höcke-Flügel, also von der Gegengruppierung 'unserer' Chat-Leute. Und da sagt einer - das ist wahrscheinlich AfD-Humor: 'Schiffe versenken könnte helfen'. Darauf antwortet eine Frau: 'Da sehe ich schon die stern-Schlagzeile!' Da sagt der andere: 'Die stern-Singer können wir ja gleich mit versenken!' Also rustikaler Humor. Aber Humor ist ja, wenn man trotzdem lacht."
"Mein Name ist Wigbert Löer und ich bin investigativer Reporter beim stern. Wir haben heute auf unserer Online-Seite einen Whatsapp-Chat der AfD veröffentlicht und dokumentiert. Am Chat nehmen teil führende AfD-Politiker aus Nordrhein-Westfalen, Landtagsabgeordnete, aber eben auch des Landesvorstands. Insgesamt sind es mehr als 30 Personen. Und diesen Chat fanden wir sehr interessant, weil er fast schon wie ein Hilferuf ist. Es sind dort vor allem gemäßigte AfD-Politiker drin oder sagen wir besser: Leute, die sich selbst als gemäßigt oder moderat beschreiben würden. Sie setzen sich sehr viel auseinander mit dem sogenannten Flügel, der parteiinternen Gruppierung um Björn Höcke und Andreas Kalbitz, das sind die Hardliner, die zum rechten Rand der eh schon rechten AfD zählen. Das ganze ist - ich weiß gar nicht, ob man es als Machtkampf bezeichnen kann - schon ein hartes Ringen. Am Anfang wollten die Gemäßigten die Leute eher einbinden, aber zwischendurch verzweifeln sie regelrecht. Sie sagen: 'Man kann mit denen keine Absprachen halten!' Es gibt immer wieder Sachen, über die sie sich ärgern, am Ende sind sie aber kämpferisch und wollen die ganze Sache auch noch nicht aufgeben."
Steigen die Spannungen innerhalb der AfD?
Löer: "Die Spannungen in der AfD steigen auf jeden Fall. Das liegt daran, dass eben eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz droht - mit Konsequenzen. Zum Beispiel könnten Leute, die im öffentlichen Dienst beschäftigt oder verbeamtet sind, sich von der Partei abwenden. Viele Polizisten oder Leute aus anderen Berufen könnten dann sagen: 'Das war's für mich!' Und um das abzuwenden hat der Bundesvorstand ja auch schon eine Arbeitsgruppe gebildet: Man will dieser drohenden Beobachtung durch den Verfassungsschutz entgehen. Es ist aber auch Thema hier in diesem Chat. Da wird davon gesprochen, dass einige aus dem Landesvorstand Nazis durchwinken würden. Andere sagen, sie hätten Mühe, das zu verhindern. Dann mischt sich wieder jemand ein und sagt: 'Mensch, wenn ihr das schreibt, dann könnt ihr das über den stern gleich dem Verfassungsschutz melden. Das ist eine ganz lustige Stelle. Dieser Mann hat sich in der Tat mit einem ehemaligen Präsidenten eines Amtes für Verfassungsschutz unterhalten und hat sich genau informiert und hat offenbar herausgefunden, dass diese Insider-Informationen, also jemand, der aus der AfD über interne Vorgänge der AfD berichtet, für den Verfassungsschutz sehr interessant wäre.
Was sind sonst noch Themen dieser Whatsapp-Gruppe?
Löer: "Es geht um Allerlei, die ganz normale AfD-Agenda - weniger um Inhalte, sondern um das, was mit der Partei passiert. Es geht um Auftritte des ehemaligen sachsen-anhaltinischen AfD- Spitzenpolitikers André Poggenburg über den man sich aufregt. Es geht um die Junge Alternative, die ja gerade sehr im Fokus und in ein, zwei Landesverbänden schon aufgelöst worden ist. Da wird auch diskutiert, wie das in NRW läuft. Da fällt das Zitat, das wir über unseren Artikel zum Chat geschrieben haben, von einem Haufen Keller-Nazis und einigen Karteileichen, die dann übrigblieben, wenn jetzt die Vernünftigen aus der "Jungen Alternativen" gingen. Und lustigerweise kommt auch der stern manchmal vor.
In welcher Form?
Löer: "Ich habe mit den AfD-Leuten aus Nordrhein-Westfalen schon so eine kleine persönliche Geschichte. Wir haben damals 2016 - also noch zur Zeit von Marcus Pretzell, dem heutigen Ehemann von Frauke Petry - haben wir schon Chats auswerten und veröffentlichen können. Wir werden immer wieder genannt, wenn es darum geht, ob dieser Chat überhaupt geheim ist. Der ist natürlich intern, aber ich habe das Gefühl, die denken: 'Es kommt sowieso raus. Einer wird es rausstechen.' Und ich habe auch das Gefühl, es ist den Leuten eigentlich egal. Das was sie schreiben, wollen sie wissen. Ab und zu kriegt man auch mal einen mit als Medium, das für viele in der AfD als "links-grün versifft" gilt. Da geht es um eine Fahrt auf einem See im Sauerland, dem Möhnesee. Dort treffen sich Leute vom Höcke-Flügel, also von der Gegengruppierung 'unserer' Chat-Leute. Und da sagt einer - das ist wahrscheinlich AfD-Humor: 'Schiffe versenken könnte helfen'. Darauf antwortet eine Frau: 'Da sehe ich schon die stern-Schlagzeile!' Da sagt der andere: 'Die stern-Singer können wir ja gleich mit versenken!' Also rustikaler Humor. Aber Humor ist ja, wenn man trotzdem lacht."