Seit Wochen schon lag die kleine japanisch besetzte Pazifikinsel Iwo Jima unter schwerem Feuer der amerikanischen Schiffsartillerie und der Bomberverbände. Dann setzten am 19. Februar 1945 zwei Divisionen des 5. Amphibischen US-Corps mit Booten zur Landung auf dem knapp 21 Quadratkilometer großen Eiland an. Sie gingen ahnungslos in eine der härtesten und - gemessen an den eingesetzten Truppen - verlustreichsten Schlachten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. 2.400 Männer starben am ersten Tag.
Vorposten für die Eroberung Japans
Die Wahl der US-Militärs war nicht zufällig auf Iwo Jima gefallen. Die öde Vulkaninsel galt von der Lage her als ideal, um einen wichtigen Vorposten für die Eroberung der asiatischen Großmacht zu errichten. Von hier aus sollten vor allem Jagdflugzeuge den "Fliegenden Festungen", den Langstreckenbombern vom Typ B-29, Geleitschutz bei den Luftangriffen auf Nippon geben. Auch die Japaner schätzten den strategischen Wert des Eilandes, obwohl es keinen Hafen besaß. Sie hatten Iwo Jima zusammen mit anderen Inseln der etwa 1200 von Tokio entfernten Vulkan-Gruppe und der Bonins 1877 annektiert.
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten dort etwa 1.100 Menschen, die in den Schwefelminen und in einer kleinen Zuckerraffinerie arbeiteten. Als die Japaner mit dem Überfall auf Pearl Harbor am 8. Dezember 1941 den Krieg auch gegen die USA eröffneten, gehörte Iwo Jima schon zu ihren pazifischen Stützpunkten in den Kämpfen gegen die Alliierten. Rund 23.000 Mann waren hier stationiert. Die Insel verfügte über drei Start- und Landebahnen für Flugzeuge, die den im Pazifik operierenden US-Kräften schwere Verluste zufügten.
Die Japaner leisteten den gelandeten US-Truppen fanatischen Widerstand. Aus ihren schwer befestigten Anlagen, die den massiven Bombardements standgehalten hatten, unternahmen sie immer wieder neue Angriffe. Jeder Fußbreit des vulkanischen Bodens war hart umkämpft. Stellungen wechselten mehrfach zwischen Verteidigern und Angreifern. US-Generäle schlugen den Einsatz von Giftgas vor, doch Präsident Theodor Roosevelt lehnte ab. Dennoch setzten US-Trägerflugzeuge zum ersten Mal eine neue Waffe gegen die japanischen Bunker ein: Napalm.
Sternenbanner auf dem Vulkan
Eine der hart umkämpften Stellungen war der 164 Meter hohe erloschene Suribachi-Vulkan. Hier zogen die Marines nach siegreichem Gefecht am 23. Februar das Sternenbanner hoch. Die Szene wurde später nachgestellt und von Kriegsberichterstatter Joe Rosenthal fotografiert, der für das weltberühmt gewordene Foto den Pulitzer-Preis erhielt. Das Motiv erschien auch auf einer US-Briefmarke.
Die Kämpfe um Iwo Jima waren die blutigsten des Pazifikkrieges. Es dauerte 36 Tage, bis die Eroberer die Insel völlig unter Kontrolle bekamen. Der Blutzoll: Fast 7000 US-Soldaten gefallen und mehr als 17.000 verwundet, etwa 20.700 Japaner waren tot. Nur 216 Verteidiger ergaben sich, die anderen zogen den Tod im Kampf der Gefangenschaft vor. In Europa, wo der Kampf gegen Nazi-Deutschland sich in der Endphase befand, interessierte das Geschehen im Pazifik kaum.
Die Eroberung der Festung Iwo Jima, mit der die Amerikaner die gegnerische Luftwaffe in diesem Gebiet ausgeschaltet und einen entscheidenden Brückenkopf gegen Japan vorgeschoben hatten, veranlasste die kaiserliche Kriegsführung in Tokio noch lange nicht zum Aufgeben. Erst nachdem in Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 die Atombomben gefallen waren, gab sich Japan geschlagen und kapitulierte bedingungslos.
Iwo Jima wurde bis 1968 von den USA besetzt. Heute ist die Insel unbewohnt. Für den Zutritt ist eine besondere Erlaubnis erforderlich.