Rudi Dutschke "Sie wollen dich umbringen"

Das tragische Ende ereilte Rudi Dutschke an Heiligabend vor 25 Jahren. Der Studentenführer der 68er-Rebellion ertrank nach einem epileptischen Anfall in der Badewanne - eine Spätfolge des auf ihn verübten Attentats.

Rudi Dutschke wurde nach dem Attentat vom 11. April 1968 auf dem Berliner Kurfürstendamm nie mehr richtig gesund. Er kämpfte zwar eisern darum, wieder sprechen zu können und auch sein Gedächtnis wiederzufinden, und schaffte es sogar, erneut politisch und wissenschaftlich aktiv zu werden. Doch dann ereilte ihn doch noch das tragische Ende: Vor 25 Jahren, am 24. Dezember 1979, ertrank Dutschke als Spätfolge des Attentats im dänischen Aarhus nach einem epileptischen Anfall in der Badewanne. Er wurde nur 39 Jahre alt.

"Du musst vorsichtiger sein"

Der aus Luckenwalde stammende Dutschke hinterließ seine schwangere Frau Gretchen und die Kinder Hosea Che und Polly Nicola. Knapp vier Monate nach seiner Beisetzung wurde das dritte Kind, Rudi Marek, geboren. An Heiligabend 1967, als Dutschke in der Berliner Gedächtniskirche von einem aufgebrachten Gottesdienstbesucher mit einer Krücke blutig geschlagen wurde, hatte Gretchen zu ihrem Mann gesagt: "Es sieht nicht gut aus. Du musst vorsichtiger sein. Sie wollen dich umbringen."

Am 3. Januar 1980 versammelten sich noch einmal zahlreiche Weggefährten und Freunde des Studentenführers der 68er Rebellion und Protagonisten der Außerparlamentarischen Opposition (APO) wie der Schriftsteller Erich Fried und der Pfarrer Helmut Gollwitzer, um Dutschke die letzte Ehre zu erweisen. "Wo Rudi begraben werden sollte, war keine Frage: in Berlin. Dorthin gehörte er", schrieb seine Frau Gretchen in ihren 1996 erschienenen Erinnerungen ("Wir hatten ein barbarisches schönes Leben", Kiepenheuer).

Dutschke fand seine letzte Ruhe auf dem kleinen Friedhof an der Dahlemer St. Annen-Kirche unweit der Freien Universität (FU), Ende der 60er Jahre Schauplatz zahlreicher studentischer Protestveranstaltungen, an denen auch Dutschke teilnahm. 1979 war das Audimax wieder überfüllt im Gedenken an den gestorbenen Studentenführer. Mehr als 6000 Trauergäste waren gekommen, darunter auch der Liedermacher Wolf Biermann, der ein Lied mit der Zeile "Rudi, du warst viel zu sanft" sang.

Attentäter nahm sich das Leben

Nach der Trauerfeier zogen mehrere hundert Menschen zum Kurfürstendamm, wo Dutschke im April 1968 in der Nähe der Nestorstraße vor dem Sitz des "Sozialistischen Deutschen Studentenbundes" (SDS) von dem 23-jährigen Arbeiter Josef Bachmann niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden war. Bachmann war am Bahnhof Zoo mit einer Pistole im Schulterhalfter in ein Taxi gestiegen und hatte nach der Wohnung von Dutschke gefragt. Der Taxifahrer brachte ihn zum SDS-Gebäude. Der zu sieben Jahren Gefängnis verurteilte Bachmann nahm sich 1970 das Leben.

Anlässlich des 25. Jahrestages des Attentats hat die Berliner Geschichtswerkstatt für Heiligabend zu einer Gedenkkundgebung am Kurfürstendamm Ecke Joachim-Friedrich-Straße aufgerufen, wo seit 1990 eine im Boden eingelassene Gedenktafel an das Attentat erinnert. Das Attentat löste in den Ostertagen 1968 bundesweit und vor allem in Berlin tagelange, zum Teil gewalttätige Demonstrationen aus. Heute trägt auf dem FU-Campus ein kleiner Weg seinen Namen. Ginge es nach der in Berlin erscheinenden linksalternativen "Tageszeitung" (taz), würde zudem die Kreuzberger Kochstraße umbenannt, in der sie ihren Sitz hat und ihr Verlagshaus nach Dutschke benannt hat.

Odyssee durch Europa

Die elf Jahre nach dem Attentat, in denen er eisern um die Wiedergewinnung der Sprache und des Gedächtnisses kämpfte, waren eine einzige Odyssee durch Europa über London und Irland nach Italien und schließlich Dänemark. Nicht überall war Dutschke willkommen. Ein Jahr vor seinem Tod notierte er resigniert: "Wenige, lumpige Jahre aktiv im Leben politischer Arbeit gewesen zu sein und Kugeln in den Kopf zu bekommen, welche Notwendigkeit war da?"

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Wilfried Mommert/DPA