Telefonnetze "Wir haben uns verdammt gut geschlagen!"

Es wächst zusammen, was zusammen gehört: Anfang der 90er Jahre wurde mit Henry Maske eine Ostikone zum Helden von Gesamtdeutschland. Mit dieser Leidenschaft gingen auch Postmitarbeiter aus Ost und West an die Wiederzusammenlegung der deutschen Telefonnetze.

"Klar bin ich Boxfan", erzählt Dirk Mangelsdorf, als ich ihn in seiner alten Thüringer Heimat treffe. "Hier in Gera gab’s ’ne Menge gute Boxer von der SG Wismut. Das war neben Frankfurt/Oder die zweite große Boxhochburg in der DDR. Aber den WM Kampf von Maske hab ich leider nicht gesehen." Im März 1993 kämpften der junge Posttechniker Mangelsdorf und seine Kollegen aus Ost und West an einer ganz anderen Front und da musste auch ordentlich hingelangt werden.

"Das Schwierigste war damals für uns, dass die beiden deutschen Telefonnetze qualitativ wirklich Welten voneinander entfernt waren", erinnert sich Mangelsdorf. Während man im Westen mit modernen Anlagen bereits auf dem besten Weg zur digitalen Übertragungstechnik war, regierte im Osten Anfang der 90er Jahre noch tiefste analoge Wähltechnik. Eigentlich grenzte es fast an ein Wunder, dass die museumsreifen Anlagen aus den 20er Jahren und die völlig maroden Leitungen überhaupt noch funktionierten.

Die Alliierten, vor allem die Sowjets, hatten nach Kriegsende einen Großteil der Verbindungen zwischen Ost und West gekappt. Der sich anbahnende Kalte Krieg ließ offenbar keine heißen Drähte zwischen den Bürgern der beiden deutschen Staaten zu. Und so mussten Mangelsdorf und seine Kollegen nach 1989 erst einmal Leitungen legen - viele Leitungen, wie er erzählt.

Eine weitere Herausforderung stellte sich, als die Frage aufkam, wie der Anschluss des Ostens an ein gesamtdeutsches Rufnummernkonzept vonstattengehen sollte. Im Prinzip waren ja alle Vorwahlen schon vergeben. Auch hier hielt man sich nicht lange mit theoretischen Diskussionen auf, sondern entschied sich für eine praktische und schnell umsetzbare Lösung. Immerhin gab es ja mit der 030 der Enklave Berlin zumindest noch eine halbwegs unbefleckte "Rufnummerngasse". Und so kamen die Vorwahlziffern 03 kurzerhand allen neuen Bundesländern zugute.

Damit war die Zusammenlegung der Telefonnetze auf dem Papier abgeschlossen. Für die Techniker der Post und der späteren Telekom begann die Arbeit aber jetzt erst richtig. Denn der Bedarf an Telefonanschlüssen im Osten war enorm und die Kapazitäten ließen immer noch zu wünschen übrig. Zu DDR-Zeiten mussten die Menschen teilweise 10-12 Jahre auf ein Telefon warten. So lange wollte und sollte sich jetzt niemand mehr gedulden müssen.

"Das ging natürlich nur durch die super Zusammenarbeit von Ost- und Westkollegen", da ist sich Dirk Mangelsdorf sicher. "Das legendäre Improvisationstalent von uns Jungs aus dem Osten und die technischen Möglichkeiten aus dem Westen - das war schon die perfekte Ergänzung für so ein Mammutprojekt." Und er schmunzelt, als er weitererzählt: "Die Leute sollten ja damals möglichst schnell und unbürokratisch Telefon bekommen. Dafür sind wir auch schon mal ungewöhnliche Wege gegangen. Manche Dörfer haben wir zum Beispiel erst mal provisorisch mit Oberleitungen erschlossen. Da wurden einfach ein paar Masten hingestellt, Telefonkabel dran und fertig."

Das sind Geschichten, die wie aus einem fernen Jahrhundert anmuten, tatsächlich ist das alles aber gerade mal 15 Jahre her. Kaum zu glauben, dass von diesen Neuanfängen bis heute in den neuen Bundesländern eines der modernsten und leistungsfähigsten Telekommunikationsnetze der Welt aus dem Boden gestampft wurde. Und wenn viele Menschen "damals" schon glücklich über ein Freizeichen in der neuen Leitung waren, so nutzen sie diese heute auch ganz selbstverständlich, um im World Wide Web zu surfen. Mit höchsten Übertragungsgeschwindigkeiten und unbegrenzten Möglichkeiten - privat wie beruflich.

Nur noch die wenigsten denken bei all dem an Leute wie Dirk Mangelsdorf und seine Kollegen aus Ost und West, die in den Jahren nach der Wende einen wahren Kraftakt vollbracht haben. Er findet das nicht so schlimm, denn er weiß, was geschafft wurde, und er ist stolz darauf, dabei gewesen zu sein.

Die Deutsche Telekom investiert mit dem Ausbau einer hochleistungsfähigen Breitband-Infrastruktur auch weiterhin in die Zukunft. Mehr dazu unter www.telekom.de

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