Nach Mord an Sarah Everard Bessere Beleuchtung und mehr Kameras: Großbritannien will den öffentlichen Raum sicherer machen

Sarah Everard: Eine Chronik des Falls der getöteten 33-Jährigen
Sarah Everard: Eine Chronik des Falls der getöteten 33-Jährigen
Sehen Sie im Video: Was geschah mit Sarah Everard? Eine Chronik der Ereignisse.








Mittwoch, 3. März 2021, 21 Uhr:
Sarah Everard verlässt das Haus von Freunden im Süd-Londoner Stadtteil Clapham. 
Die 33-Jährige bricht zu ihrer Wohnung in Brixton auf, kommt dort aber nicht an.   
Diese CCTV-Aufnahme ist eines der letzten Bilder der jungen Frau auf dem Weg nach Hause.  
Sie soll noch 15 Minuten mir ihrem Freund telefoniert haben, bevor sie verschwindet. 
6. März 2021
Die Polizei beginnt die offizielle Suche nach Sarah Everard. Mit Fotos suchen die Beamten nach der Frau. 
8. März 2021
Die Polizei durchsucht das Gebiet zwischen der Wohnung der 33-Jährigen und dem Ort, an dem sie zum letzten Mal gesehen wurde.    
9. März 2021
Ein Beamter der Metropolitan Police wird in seinem Haus in Kent festgenommen. Auch eine Frau wird wegen des Verdachts zur Beihilfe in Gewahrsam genommen.  
10. März 2021
Die Polizei findet die Leiche einer jungen Frau in einem Wald in der Nähe der Stadt Ashford, in Kent, etwa 100 Kilometer entfernt von London. 
Später am Tag geben die Beamten die Identität des Verdächtigen bekannt: Es handelt sich um Wayne C. Der 48-Jährige ist Teil der Polizeieinheit, die Westminster und Downing Street sichern.   
12. März  2021
Die Polizei gibt bekannt, dass es sich bei der gefundenen Leiche um Sarah Everard handelt.  
Menschen bringen Blumen an den Ort, an dem der Körper der 33-Jährigen gefunden wurde.  
13. März  2021
Wayne C. wird wegen Kidnapping und Mord an Sarah Everard angeklagt und erscheint vor Gericht. Die festgenommene Frau wird nach einer Kaution freigelassen. Sie wird im April erneut vorgeladen.  
Bei einer Mahnwache in Clapham geht die Polizei hart gegen Demonstranten vor – wegen Nicht-Einhaltung der Lockdown-Bestimmungen. 
14. März 2021
Hunderte Protestler versammeln sich vor dem Sitz von Scotland Yard und auf dem Parlament Square. Sie fordern „Gerechtigkeit für Sarah“ und demonstrieren gegen Polizei-Gewalt und Gewalt gegen Frauen.   
15. März 2021
Nach heftiger Kritik am Vorgehen der Polizei: Premierminister Boris Johnson spricht der Londoner Polizeichefin Cressida Dick sein Vertrauen aus.  







Das tödliche Verbrechen an der Britin Sarah Everard hat eine Debatte um Gewalt gegen Frauen entfacht. In Großbritannien will die Regierung mit mehr Licht und Überwachung reagieren. Auch aus Deutschland kommen Forderungen.

Die britische Regierung will nach der Tötung der 33-jährigen Sarah Everard mehr Geld in Überwachungskameras und bessere Straßenbeleuchtung stecken, um die Sicherheit von Frauen und Mädchen in der Öffentlichkeit zu erhöhen. "Wir müssen alles tun, damit unsere Straßen sicher sind", sagte der britische Premier Boris Johnson am Dienstag und kündigte eine Aufstockung der Ausgaben für bessere Beleuchtung und Überwachungskameras auf 45 Millionen Pfund (gut 52 Millionen Euro) an.

Auf dem Heimweg spurlos verschwunden

Sarah Everard war am Abend des 3. März in Südlondon spurlos verschwunden, als sie von einer Freundin nach Hause ging. Vermutet wird, dass ein tatverdächtiger Polizist auf dem Rückweg von seiner Schicht sie von der Straße entführte und tötete. Mittlerweile wurde ihre Leiche in einem Waldstück in der südostenglischen Grafschaft Kent gefunden. Der mutmaßliche, 48 Jahre alte Täter sitzt in Untersuchungshaft und erschien am Dienstag per Videolink vor Gericht. Der Prozess soll Ende Oktober beginnen, zuvor ist im Juli eine Anhörung angesetzt.

Auch in Deutschland sorgte der Fall für Entsetzen und rief Forderungen nach mehr Schutz für Frauen hervor. "Was uns tatsächlich fehlt, ist Licht in der Nacht", sagte die Vorsitzende des Vereins „Heimwegtelefon“, Conny Vogt, der Deutschen Presse-Agentur. Sie sprach sich dafür aus, Straßenlaternen entweder nachts nicht auszuschalten oder sie mit Bewegungsmeldern auszustatten.

Britische Polizei in der Kritik

Die Briten wollen zudem in Zukunft Zivil-Polizisten in Bars und Nachtclubs einsetzen. Die Polizei in London steht im Zentrum der Kritik – zum einen ist der mutmaßliche Mörder von Sarah Everard selbst Polizist, zum anderen hatte die Rolle der Polizei bei einer Mahnwache am Wochenende massive Kritik ausgelöst.

Bilder von mit Gewalt abgeführten und auf den Boden gerungenen Frauen machten in den sozialen Medien die Runde. Frauenrechtsorganisationen entzogen der zuständigen Polizeichefin Cressida Dick ihr Vertrauen. Ihr wird vorgeworfen, nicht angemessen auf die Vorfälle reagiert zu haben.

DPA
ali