"Wollen Sie nach Kiew fliegen, Herr Scholz?", war die Frage einer Ukrainerin, die seit 16 Jahren in Deutschland lebt und Angst um ihre Eltern hat. Sie saß gestern am Tisch mit Olaf Scholz in der Sendung "RTL direkt" und konnte nicht verstehen, warum der Bundeskanzler so lange zögert. Scholz antwortete, dass er mit dem ukrainischen Präsidenten schon viele Stunden telefoniert und mit ihm auch persönlich bei einigen Treffen gesprochen habe. Und dass er für ein Treffen ja etwas mitbringen müsse. Einen sehr menschlichen Moment der Zerrissenheit, wie die Leiterin des Hauptstadtstudios von RTL und ntv, Jutta Bielig-Wonka, analysiert.
"Olaf Scholz hat ein bisschen beschrieben, wie das so ist, wenn er mit Putin spricht. Und dass das alles nichts hilft, dass nicht zu erkennen ist, wie lange dieser Krieg noch dauern wird, dass überhaupt keine Einsicht zu erkennen ist, diesen Krieg zu beenden. Was soll das Ganze, brachs da schon fast aus Scholz heraus und da bekam man einen Eindruck davon, wie sehr diesen kühlen Hanseaten dieser Krieg umtreibt und wie schwer die Last der Verantwortung ist", so Jutta Bielig-Wonka in der 276. Folge des Podcasts "heute wichtig".
Tarifverhandlungen über Kita-Löhne: "Dienst nach Vorschrift ist eine Streikform"
Was ist eines der häufigsten Vorurteile über soziale Berufe? Viele Menschen gehen ihrer großen Leidenschaft nach, kümmern sich selbstlos um Andere – verdienen dabei aber viel zu wenig Geld. Das sehen viele Beschäftigte genauso – und gehen deshalb seit Wochen immer wieder auf die Straße. Diese Streiks könnten nach Dienstag oder Mittwoch aber erstmal vorbei sein, denn die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb verhandeln bereits in der dritten Tarifrunde mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VAK), nachdem die Verhandlungen im Februar und März scheiterten. Gefordert wird mehr Geld und Personal, sagte Verdi-Chef Frank Werneke gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Der Leidensdruck ist bei ganz vielen Kolleginnen und Kollegen in den Kitas, in der Sozialarbeit, in der Behindertenhilfe groß nach zwei Jahren Pandemie."
In Deutschland herrscht übrigens eine völlig andere Streik-Kultur als in anderen Ländern, erklärt der Politikwissenschaftler und führende Streik-Forscher Jörg Nowak im Podcast "heute wichtig". Das läge an einer sogenannten Sozial-Partnerschaft: "Als in den 1960er-Jahren die Verhältnisse in der DDR besser waren als in der Bundesrepublik, gab es eine Abwanderung. Deshalb musste Westdeutschland bessere Arbeitsbedingungen bieten als andere Länder, weil es eine Systemkonkurrenz gab." Davon könnten jetzt auch die Erzieher:innen profitieren.

Podcast "heute wichtig"
Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.
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