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"heute wichtig" Angst vor der Klimakrise? Eine Psychologin gibt Tipps

Die Sonne geht hinter dem Gaskraftwerk Linden und dem Neuen Rathaus unter. Das Foto wurde mit extremer Telebrennweite aus knapp acht Kilometer Entfernung vom Kronsberg am Stadtrand Hannovers aufgenommen.
Die Sonne geht hinter dem Gaskraftwerk Linden und dem Neuen Rathaus unter. Das Foto wurde mit extremer Telebrennweite aus knapp acht Kilometer Entfernung vom Kronsberg am Stadtrand Hannovers aufgenommen.
© Julian Stratenschulte / DPA
Junge Menschen wachsen mit der Klimakrise auf. Sie ist in ihrem Alltag präsent, und deren Folgen wird sie in ihre Zukunft begleiten. Das besorgt insbesondere die junge Generation. Doch wie geht man am besten mit den "Klimagefühlen" um?

Waldbrände, schmelzende Gletscher, extreme Ungewitter – wir befinden uns mitten in der Klimakrise. Daran besteht kein Zweifel. Während ältere Generationen mit der Mondlandung, dem Ende des Kalten Krieges und dem Mauerfall aufgewachsen sind, wird die junge Generation Z vor allem von diesem einen Thema geprägt. Denn sie wird es besonders treffen. Deshalb ist dort auch die sogenannte Klimaangst verbreitet, zeigt eine wissenschaftliche, internationale Studie von 2021. 10.000 Kinder und Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren wurden befragt.

Davon gaben 59 Prozent an, sich große oder extreme Sorgen über den Klimawandel zu machen, und 75 Prozent stimmten der Aussage die Zukunft sei beängstigend zu. Das sorgt auch für psychische Probleme, so die Studie: 48 Prozent der Jugendlichen fühlten sich in Gesprächen über das Klima ignoriert oder abgewiesen. Über diese Angst hat die Psychotherapeutin Lea Dohm ein Buch geschrieben, "Klimagefühle". In der 339. Folge von "heute wichtig" kann sie die angesprochene Studie bestätigen: "Wir wissen aus der Forschung, dass unter jungen Menschen Klimaängste weit verbreitet sind."

Forschung zeigt: Klimaangst ist vor allem ein Thema bei den jungen Generationen

Lea Dohm selbst setzt sich stark fürs Klima ein, hat die Organisation "Psychologists für Future" mitbegründet, als Reaktion auf die "Fridays for Future"-Demonstrationen: "Es war mir schon lange klar, dass wir ein großes Problem haben. Aber dass es so richtig Klick gemacht hat, dass es tatsächlich mich betrifft, meine Familie, meine Kinder ... Das war als die großen Schulstreiks anfingen 2018/2019." Damals setzte sie sich mit der Forschungslage auseinander und war geschockt. "Es hat mich fast umgehauen, weil ich nicht verstehen konnte, wieso tut denn niemand was?" Das löste bei ihr große Angst aus.

Doch diese Gefühle sind normal, sagt die Psychotherapeutin. Deshalb solle man mit ihnen genauso umgehen, wie mit anderen unangenehmen Gefühlen auch: "Es ist erstmal wichtig, die Gefühle ernst zu nehmen und dem nachzugehen." Zudem solle man die gefühlte Machtlosigkeit anpacken: "Wir haben es ein Stück weit verlernt, darüber nachzudenken, wie wir uns einbringen können. Wie wir gesellschaftlich einen Unterschied machen können."

Einen Realitätscheck machen: "Wie begründet ist meine Angst?" 

Was hilft, so die Expertin, ist, die eigenen Handlungsmöglichkeiten auszuloten und dann danach zu handeln. Eine Art Realitätscheck, indem man sich darüber informiert, welche Ängste tatsächlich begründet sind, und welche nicht: "Wir können die Klimakrise aufhalten, aber wir können zum Beispiel nicht aufhalten, dass es erst mal weiter Dürresommer geben wird." Zudem sei ein Problem, dass viele Menschen die Klimakrise nach wie vor nicht als Notfall wahrnehmen würden. Deshalb fällt es den Menschen so schwer, klimafreundliche Kompromisse einzugehen, erklärt Lea Dohm. Für Gespräche mit Kindern über die Klimakrise rät sie, wie auch bei anderen schwierigen Themen, die eigene Angst nicht auf die Kinder zu projizieren. Auch kleine Kinder können gut mit der Krise umgehen, solange man ihnen diese Thematik vorsichtig und in ihrem Tempo beibringt.

Michel Abdollahi
© TVNOW / Andreas Friese

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cl

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