Im Podcast “heute wichtig” analysiert der Chefredakteur von "Capital" und Leiter des Hauptstadtbüros von stern, "Capital" und "Business Punk", Horst von Buttlar, den Koalitionsvertrag und sagt: "Die Rente mit 67 wurde auch nicht angetastet, also Rente mit 70 kommt auch erst mal nicht – das bedeutet erst mal höhere Lasten für die jüngere Generation. Gleichzeitig wollen sie auch, dass der Rentenbeitragssatz, dass der nicht über 20 Prozent steigt. Das heißt, man wird das irgendwann nur über höhere Steuerzuschüsse regeln können."

Außerdem gibt's Neuerungen, was das Geld aus dem Rententopf angeht, die Koalition will, "ein Teil des Geldes, (…) zehn Milliarden Euro künftig am Kapitalmarkt anlegen. Da muss man keine Angst haben, dass die Rente deswegen verzockt wird, am Aktienmarkt. Das ist ein kleiner Betrag, also 10 Milliarden ist wirklich wenig, die Rentenversicherung schleust einen dreistelligen Milliardenbetrag durch." Auch Harz IV wird umbenannt in "Bürgergeld". Auch der Mindestlohn soll von jetzt 9,60 Euro auf 12 Euro angehoben werden. "Und das ist für die (Millionen Menschen) eine gute Nachricht. Natürlich hat es auch Auswirkungen auf manche Dienstleistungen, es kann sein, dass sich dann der Haarschnitt beim Friseur verteuert, das wissen wir nicht."
Koalitionsvertrag bringt wenig Verbesserungen für Menschen mit Behinderung
Der neue Koalitionsvertrag hat viele Hoffnungen erfüllt – einige aber auch enttäuscht. Darunter auch die Erwartung vieler Menschen mit Behinderung, mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht zu bekommen. Das sagt Luisa L’Audace, Mitbegründerin der Initiative "Angry Cripples", die sich für mehr Rechte und Partizipation behinderter Menschen in Deutschland stark macht. "Der Koalitionsvertrag kratzt für mich ziemlich an der Oberfläche", sagt L’Audace, "unsere Lebensrealität findet sich da eigentlich nicht wirklich wieder."

Vor allem kritisiert sie, dass Menschen mit Behinderung oft einfach gar nicht gehört würden: "Ich bin immer wieder entsetzt, wenn wir selbst bei Diversitätsdebatten, wo es eigentlich um das Mitdenken marginalisierter Gruppen gehen sollte, keinen Platz am Tisch finden, da unsere Gruppe einfach vergessen wird." Ein weiteres großes Versäumnis: Arbeitsmarktintegration. "Es arbeiten über 300.000 behinderte Menschen in Deutschland in Werkstätten für etwa 1,35 Euro die Stunde, während wir über einen Mindestlohn für alle sprechen." L’Audace sagt, niemand könne von Inklusion reden, solange die Regierung nicht einmal vorhabe, jede behinderte Person die Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.