STERN-Umfrage Die Mehrheit der Ostdeutschen hält Wagenknecht für regierungsfähig

5-Minuten-Talk: Darf man mit Sahra Wagenknecht regieren?
Das Wagenknecht-Bündnis macht sich breit – und stellt die etablierten Parteien vor ein Dilemma: Einbeziehen oder ausgrenzen? Die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz diskutieren. 
Sehen Sie im Video: Sahra Wagenknecht – darf man mit dieser Frau regieren?
Das Bündnis Sahra Wagenknecht galt bisher als reine Protestpartei. In Sachsen, Thüringen und Brandenburg könnte das BSW aber bald mitregieren. 55 Prozent der Ostdeutschen trauen das der Neugründung zu.

Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September hat das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) Umfragen zufolge gute Chancen, mit zweistelligen Ergebnissen in die Landesparlamente einzuziehen. Da die anderen Parteien Koalitionen mit der AfD ausschließen und die Regierungsbildung schwierig werden dürfte, rückt das BSW als möglicher Koalitionspartner in den Blick. 

Immerhin 55 Prozent der Ostdeutschen trauen der neuen Partei zu, in den Regierungen etwas zur Lösung der Probleme der Länder beizutragen, wie eine Forsa-Umfrage für den stern ergab. 36 Prozent sehen das nicht so, neun Prozent äußern sich nicht dazu. Ganz anders in Westdeutschland: Dort glauben nur 37 Prozent, dass das BSW in Ostdeutschland regierungsfähig ist, 54 Prozent bezweifeln das, zwölf Prozent haben keine Meinung.

Ihre Wähler sind von der Kompetenz der Partei von Sahra Wagenknecht überzeugt

Bei gesamtdeutscher Betrachtung ergeben sich folgende Werte: 37 Prozent sehen eine Regierungsbeteiligung der Wagenknecht-Partei positiv, 52 Prozent negativ, und elf Prozent äußern sich nicht. Je nach Parteipräferenz unterscheiden sich die Antworten aber deutlich: Die Anhänger des BSW halten die Partei zu 95 Prozent für regierungsfähig, die Anhänger der AfD zu 65 Prozent. Bei den Wählern anderer Parteien überwiegt die Skepsis: so bei den Anhängern von SPD (69 Prozent), Grünen (69 Prozent), Union (60 Prozent) und FDP (57 Prozent). Bemerkenswert ist trotzdem, dass immerhin 32 Prozent der Wähler von CDU/CSU der Partei um Sahra Wagenknecht Lösungskompetenz zutrauen. 

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Vor allem der CDU-Spitzenkandidat in Thüringen, Mario Voigt, hatte zuletzt eine Zusammenarbeit mit dem BSW nicht ausgeschlossen. Parteichef Friedrich Merz hatte seine Absage an das Wagenknecht-Bündnis relativiert und nur noch auf die Bundesebene bezogen. Wagenknecht selbst hatte zuletzt betont, dass die Partei gute Persönlichkeiten hätte, die Aufgaben in einer Landesregierung übernehmen könnten und auf die Erfahrung der Thüringer BSW-Spitzenkandidatin Katja Wolf verwiesen, der früheren Oberbürgermeisterin von Eisenach. Die Ergebnisse der stern-Umfrage deuten nun darauf hin, dass die Wähler Wagenknecht nicht nur aus purem Protest wählen, sondern auch ein Mitregieren erwarten.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland am 20. und 21. Juni 2024 telefonisch erhoben. Datenbasis: 1006 Befragte. Damit ist die Umfrage repräsentativ. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte